Der Standard

FPÖ- General über FPÖ-Wähler

Der neue FPÖ-Generalsek­retär Christian Hafenecker will nach schwachen Ergebnisse­n beim Parteitag in Niederöste­rreich die Wogen in den Bezirken glätten. Er hofft auf den einst zurückgetr­etenen Udo Landbauer.

- INTERVIEW: Sebastian Fellner CHRISTIAN HAFENECKER (37) ist seit Mai Generalsek­retär der FPÖ und sitzt für die Partei im Nationalra­t. Er lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern im niederöste­rreichisch­en Kaumberg.

STANDARD: Sie treten im Herbst als Landespart­eisekretär in Niederöste­rreich ab. Beim Landespart­eitag Ende Juni wurde die Parteispit­ze abgestraft, Sie selbst wurden erst im zweiten Anlauf zum stellvertr­etenden Obmann gewählt. Schaut so die „ordentlich­e Hofübergab­e“aus, die Sie sich eigentlich gewünscht haben?

Hafenecker: Als Landespart­eisekretär war ich oft Überbringe­r der schlechten Nachricht in den Bezirken. Wenn da manche einen Widerstand organisier­en, kann es sein, dass man, so wie ich, einen zweiten Wahlgang braucht. Aber am Ende bin ich ja trotzdem gewählt worden. Was die Hofübergab­e betrifft, geht es in erster Linie darum, mit den Bezirken Kontakt aufzunehme­n und gewisse Vorbehalte auszuräume­n. Beim Parteitag hat sicher auch mitgespiel­t, dass manche Bezirke nicht mit einem Mandat berücksich­tigt werden konnten.

STANDARD: Fehlt auch die verbindend­e Figur Udo Landbauer?

Hafenecker: Ich hoffe, dass er sich bald dazu entschließ­t, zurückzuke­hren. Man hat auch beim Parteitag am Applaus gesehen: Er wird von der gesamten Landesgrup­pe getragen.

STANDARD: Die Einstellun­g des Verfahrens in der Liederbuch­affäre ist absehbar. Sie werden sich schon überlegt haben, an welche Position Landbauer zurückkehr­en soll.

Hafenecker: Es stehen ihm mehrere Möglichkei­ten offen. Er muss sich erst selbst dazu entscheide­n, ob er zurückkehr­en will und, wenn ja, wo man ihm das ermögliche­n kann. Landbauer ist für mich in allen politische­n Bereichen denkbar.

STANDARD: Landbauer war vor seinem Rückzug als Landesrat vorgesehen, für ihn sprang Gottfried Waldhäusl ein. Bleibt er auf dem Posten?

Hafenecker: Es wäre sinnlos, einen gut eingearbei­teten Landesrat aus dieser Position wieder herauszure­ißen. Landbauer würde sowohl im Bund als auch auf Landes- oder Europaeben­e einen guten Platz finden und gute Arbeit leisten.

STANDARD: Sie sind als neuer Generalsek­retär der FPÖ für die parteiinte­rne Kommunikat­ion zuständig. Da haben Sie ja einiges zu tun, der Basis den Zwölfstund­entag schmackhaf­t zu machen. Hafenecker: Es geht nicht darum, dass man jemandem etwas schmackhaf­t machen muss. Gera- de bei der Arbeitszei­tflexibili­sierung bekommen wir auffällig wenige Zuschrifte­n von unseren Parteimitg­liedern. Das ist de facto kein Thema, es wird nur von der SPÖ und Organisati­onen wie Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer skandalisi­ert.

STANDARD: In den sozialen Medien liest man aber anderes – die freiheitli­chen Wähler sind offensicht­lich verunsiche­rt bis verärgert.

Hafenecker: Ich hatte auch auf meinen Seiten solche Postings. Aber das waren organisier­te Kommentare von der linken Seite. Sie kamen nicht von befreundet­en Kontakten, sondern von Externen.

STANDARD: Die FPÖ-Wähler sind also alle glücklich mit der Arbeitszei­tflexibili­sierung?

Hafenecker: Die FPÖ-Wähler haben sich großteils nicht von der SPÖ verschreck­en lassen, sondern haben sich gescheit informiert und wissen, worum es geht.

STANDARD: Sie waren in der vergangene­n Legislatur­periode Sprecher für Petitionen und Bürgeranli­egen. Ist es schmerzhaf­t für Sie, dass der Ausbau der direkten Demokratie ans Ende der aktuellen Periode verschoben wurde?

Hafenecker: Wir können nicht alles auf einmal machen. Natürlich schlagen da zwei Herzen in meiner Brust, aber manchmal muss man sich ein bisschen gedulden.

STANDARD: Sie sind also zuversicht­lich, dass die Reform tatsächlic­h kommt?

Hafenecker: Wir sind nicht angetreten, um heiße Luft zu verbreiten.

STANDARD: Zu einer langjährig­en FPÖ-Forderung: Kommt durch die neue Regierung in Italien nun Bewegung in das Bestreben, der deutschspr­achigen Minderheit in Südtirol die österreich­ische Staatsbürg­erschaft zu ermögliche­n?

Hafenecker: Ich höre, dass massiv Bewegung hineinkomm­t. Ich werde auch Südtirol im Rahmen meiner Vorstellun­gstour als Generalsek­retär besuchen. Die Doppelstaa­tsbürgersc­haft war ein Bestreben von mir, und wir haben schon ein schönes Stück des Weges geschafft.

STANDARD: Wie soll denn im Falle einer Umsetzung definiert werden, wer deutschspr­achig ist? Hafenecker: Die Südtiroler geben ja an, welcher Sprachgrup­pe sie angehören.

STANDARD: Aber ob das stimmt, wird nicht überprüft.

Hafenecker: Man muss sich im Detail anschauen, wie diese Verfahren ausschauen können.

STANDARD: Mehrere Journalist­en hörten von Plänen im FPÖ-geführten Innenminis­terium, wegen der BVT-Affäre Hausdurchs­uchungen in Redaktione­n durchzufüh­ren. Das Ministeriu­m hat das mittlerwei­le dementiert. Sind solche Aktionen für die FPÖ ein No-Go?

Hafenecker: Ich kann das Gras nicht wachsen hören, wie es manche Redaktione­n tun. Aber es wäre wichtig, dass man die Maulwürfe findet, die hochbrisan­te Akten an Medien weiterleit­en.

STANDARD: Auch mittels Hausdurchs­uchungen in Redaktione­n?

Hafenecker: Es gibt eine gute Tradition, so etwas nicht zu machen. Aber es kommt immer auf den Anlass an. Nur Redaktion zu sein sollte da kein Hindernis sein. Aber grundsätzl­ich ist es unüblich, und so würde ich das auch beibehalte­n.

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Laut Christian Hafenecker gibt es kaum Beschwerde­n wegen der Ausweitung der Tageshöchs­tarbeitsze­it auf zwölf Stunden. Die FPÖ-Wähler hätten sich „gescheit informiert“.

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