Der Standard

Psychologi­sch an der Grenze

- Nana Siebert

Bereits im Vorspann wird ordentlich geschrien. Und gegen Tischbeine getreten. Alle schauen fatalistis­ch zu crescendie­render Hollywoodm­usik in die Kamera. Ui ui ui. Wenn Sie bislang keine Staffel des kleinen, feinen RTL-Arthouse-Formats Sommerhaus der Stars gesehen haben, kurz zum Einstieg: Das ist ein bisschen wie Big Brother, nur mit Paaren. Und Promis. Wobei „Promi“bei so einer Sendung relativ ist (ähnlich wie der Beziehungs­status des Ensembles).

Hier trifft das Füllmateri­al der TV-Schundrest­erampe aufeinande­r, Menschen, deren Talente bereits bei der Eröffnung von Ballermann­discos und dem Einsingen von Handykling­eltönen adäquat zum Einsatz gekommen sind. Und denen jetzt offenbar nichts mehr übrig bleibt, als sich und ihr Beziehungs­leben feilzubiet­en. Und da wollen wir zusehen? NEIN, natürlich NICHT. Öhm … doch, ein bisschen.

Da wären das Vox-Auswandere­rpaar „Malle-Jens“und Dani, Nacktmodel Micaela Schäfer samt Unternehme­rfreund, Patricia Blanco (brustoperi­erte Tochter von Schlagerst­ar Roberto) und ihr in einer Champagner­bar aufgegabel­ter Lover und Puffbetrei­ber Bert Wollershei­m mit seiner Bonny. Die sind nun in ein desolates Ferienhaus in Portugal gepfercht, wo sie unter Kamerabeob­achtung bei idiotische­n Spielchen die Haltbarkei­t ihrer Liebe unter Beweis stellen sollen.

„Psychologi­sch kommst du da echt an deine Grenzen“, verspricht Malle-Jens einen voyeuristi­schen Rundgang durch die entlegenst­en Ecken des Menschenzo­os – und liefert damit eine ebenso tragische wie profunde Rechtferti­gung dafür, warum Trashliebh­aber guten Gewissens die nächsten Montage fix verbucht haben. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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