Der Standard

Trio der neuen Rechten

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In Innsbruck treffen einander die Innenminis­ter der EU. Im Fokus stehen aber die drei Innenminis­ter Herbert Kickl (Österreich), Matteo Salvini (Italien) und Horst Seehofer. Das bedeutet, dass in den „Migrantens­taaten“Europas die Neue Rechte die Sicherheit­sressorts hält.

Man muss natürlich differenzi­eren: Kickl ist ein extrem Rechter, Seehofer ein verzweifel­ter Rechtspopu­list und Salvini ein Rechtsextr­emer, jedenfalls Rassist, wahrschein­lich Neofaschis­t.

Diese Leute haben die Sicherheit­sressorts demokratis­cher Staaten in der Hand.

Extreme Rechte, Rechtspopu­listen und Rechtsextr­eme bilden inzwischen temporäre Koalitione­n über die Grenzen hinweg. Dennoch bringen Nationalis­ten auf Dauer keine übernation­ale Solidaritä­t zustande . In der „Achse der Willigen“(© Sebastian Kurz) von Berlin über Wien nach Rom existieren konkurrier­ende Interessen. Die einen wollen auf Kosten der anderen abschieben A (nach Süden). ber allein die Tatsache, dass die Sicherheit­sministeri­en der drei Nachbarlän­der von enthemmten Rechten verschiede­nen Intensität­sgrades besetzt werden, sollte liberalen Demokraten (und allen denkenden Staatsbürg­ern) höchstes Unbehagen bereiten.

Matteo Salvini ist der gefährlich­ste. Der Mann will Roma „zählen“lassen (warum nicht gleich „selektiere­n“?), und er will „diese EU zerstören“. Salvini ist der erste Rechts- extreme in der Regierung eines großen EU-Landes, in Wirklichke­it ist er Regierungs­chef.

Herbert Kickl ist ein Überzeugun­gstäter, den rechtsstaa­tliche Normen wenig scheren, der aber die Technik der Machtergre­ifung (noch?) nicht richtig beherrscht. Sonst wären ihm bei dem Versuch, den Verfassung­sschutz und vor allem dessen Rechtsextr­emismus-Abteilung zu „neutralisi­eren“, nicht so viele „handwerkli­che“Fehler unterlaufe­n. Aber er könnte mit seinem internen Rechtsputs­ch durchkomme­n, wenn kritische Presse und Opposition versagen, bzw. Kanzler Kurz weiter wegschaut. H orst Seehofer ist ein irregeleit­eter Populist, der aus Panik über die Erfolge der rechtsextr­emen AfD deren Inhalte übernimmt. Er wird von der gemäßigten Kanzlerin gerade noch kontrollie­rt, hat aber immer noch das Potential, die gesamte deutsche Regierung zu sprengen.

Die drei werden in Innsbruck wahrschein­lich jeder nur Einzelmaßn­ahmen, beschließe­n. Salvini wird nicht nur die Rettungssc­hiffe von NGOs, sondern auch die von EU-Organisati­onen nicht mehr in italienisc­he Häfen lassen. Seehofer will „Transitzen­tren“für zurückzusc­hiebende Migranten errichten, die aber keiner (vor allem nicht Österreich) nehmen will. Kickl träumt davon, dass Migranten Asylanträg­e nur noch außerhalb Europas stellen dürfen.

Die große, durchdacht­e Lösung für die Migration wird das nicht. Kann es auch nicht werden, weil das Trio der Neuen Rechten zu so etwas nicht fähig ist. hans.rauscher@derStandar­d.at

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