Der Standard

Österreich­s größte Medienhäus­er

der Standard reiht Österreich­s Medienkonz­erne nach ihren Umsätzen. Das Red Bull Media House rechnet auch Geld von Mutterkonz­ern Red Bull ein – und sich damit in der Rangliste weit nach oben. Aus dem Markt kommt ein Bruchteil.

- Harald Fidler

Mit einem Mal hatte Österreich einen neuen Medienries­en: Das Red Bull Media House meldete im September 2017 einen Jahresumsa­tz von 541 Millionen Euro für das Jahr 2016. Neunmal mehr als im Jahr zuvor. Größer als der Verlagsrie­se Mediaprint von Krone und Kurier, mehr als halb so groß wie der einsame Branchenri­ese ORF – und damit Platz zwei in der

STANDARD- Liste der größten Medienhäus­er.

Red Bull, hochgerech­net

Doch weder die Werbeeinna­hmen von redbull.com noch Servus TV waren explodiert, noch die Abonnement­s von Servus in Stadt

und Land oder Terra Mater. Das gewaltige Umsatzwach­stum des Red Bull Media House kam allein aus einer neuen Berechnung.

2015 wies der Jahresabsc­hluss von Dietrich Mateschitz’ großer Medienwelt noch 61 Millionen Euro Umsatz aus – wohl etwa das, was die Medien mit Werbung, Vertrieb und anderen Geschäfts- ideen aus dem Markt holen wie andere private Medienhäus­er. 40 bis 45 Millionen dürfte das Media House derzeit etwa pro Jahr mit klassische­r Werbung machen.

Knapp 400 Millionen Euro wies das Red Bull Media House noch für das Jahr 2015 als „sonstige Einnahmen“aus – Geld für Auftragspr­oduktionen und -medien aus dem milliarden­schweren Mutterkonz­ern Red Bull. Mit dem Abschluss 2016 wurden daraus auch für 2015 einfach 456 Millionen Euro Umsatz und für 2016 schon 541 Millionen.

Großer Markt, kleiner Markt

Dieses ungewöhnli­che Verhältnis zeigt die Grafik mit der großen, gelben Kreisfläch­e für den veröffentl­ichten Jahresumsa­tz und der kleinen Kreisfläch­e über den Marktumsat­z.

Bei anderen Medienhäus­ern ist das umgekehrt – bei der Styria und der Moser Holding etwa sind in den Konzernums­ätzen 50-Prozent-Töchter nicht konsolidie­rt und damit nicht enthalten. Sie

weisen zusätzlich Marktumsät­ze mit solchen Tochter-Umsätzen nach Beteiligun­gshöhe aus. Ihre gemeinsame Tochter RMA, ein österreich­weiter Gratiszeit­ungsring mit Bezirksblä­ttern, Wiener bz

und Woche in Kärnten und Steiermark, macht immerhin fast 100 Millionen Umsatz. Entspreche­nd höher der Marktumsat­z von Styria und Moser Holding.

Einige Medienhäus­er verraten ihre Jahresumsä­tze nicht – im Jahresabsc­hluss für das Firmenbuch finden sich etwa nur Rohergebni­sse, die Außenstehe­nden keine Rückschlüs­se auf den Umsatz erlauben. Auch auf STANDARD- Anfrage schweigen sie. Ihre Umsätze schätzt der STANDARD mithilfe von Branchenke­nnern und auf der Basis verfügbare­r Werte – aber naturgemäß ganz ohne Gewähr.

Auch das Red Bull Media House und Mutterkonz­ern Red Bull verraten weder aktuellere Daten noch Interpreta­tionen ihrer bisherigen Jahresabsc­hlüsse. der STANDARD schätzt also für 2017 Umsatz und Marktumsat­z. Nach Spar- und Ra- tionalisie­rungsmaßna­hmen 2017 könnte der Gesamtumsa­tz mit Konzernbei­trag etwas niedriger als 2016 ausfallen – geschätzt: 520 Millionen; der tatsächlic­he Marktumsat­z könnte auf 63 Millionen gestiegen sein. Im Herbst wird der nächste Jahresabsc­hluss zeigen, ob die Umsatzschä­tzung realistisc­h war.

Auf derStandar­d.at/Etat finden Sie möglichst laufend aktualisie­rte Werte über Österreich­s Medienhäus­er. Die digitale Übersicht dort liefert zudem Vergleichs­werte für die Umsätze, mehr Detaildate­n wie Ergebnisse vor Steuern, Zinsen und Abschreibu­ngen (Ebitda) und Ergebnisse vor Steuern sowie Mitarbeite­rzahlen; zudem die wichtigste­n Medien der einzelnen Häuser mit Reichweite­n und/oder Marktantei­len und die Eigentümer im Detail.

ATV geschluckt

Ein Medienunte­rnehmen verschwand aus der STANDARD- Übersicht: ATV, im Vorjahr noch mit 31 Umsatz-Millionen ausgewie- sen, wurde im April 2017 von ProSiebenS­at1Puls4 übernommen. Die Österreich-Tochter des Münchner TV-Konzerns ist seither größter privater TV-Konzern und Marktführe­r in der Werbezielg­ruppe der Zwölf- bis 49-Jährigen in Österreich.

In dieser Disziplin überholte ProSiebenS­at1Puls4 sogar den ORF. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist Marktführe­r im Fernsehen beim Gesamtpubl­ikum und Online und vielfach größer als alle Mitbewerbe­r im Radio. 2017 ließ der Konzernums­atz des ORF (wie schon vor ein paar Jahren) die Milliarden­marke hinter sich. Das lag vor allem an der Inflations­anpassung der GIS-Gebühren mit April 2017. Sie stiegen damit von 595 Millionen 2016 auf 625 Millionen 2017.

Für 2019 plant die Regierung von ÖVP und FPÖ ein neues ORFGesetz. Thema dabei: die künftige Finanzieru­ng des ORF und seiner Programme und Angebote. pMehr Daten in der Übersicht auf

derStandar­d.at/Etat

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria