Türkische Lira fällt und markiert neues Rekordtief
Die Inflation schnellt in der Türkei hoch, die Unabhängigkeit der Notenbank wird angezweifelt. Dieser Cocktail verunsichert Investoren und schickt die Landeswährung auf Talfahrt. Der Finanzminister versucht es mit einer Beruhigungspille.
Wien – Die Talfahrt der türkischen Währung beschleunigt sich. In der Nacht auf Donnerstag erreichte der Kurs der türkischen Lira Tiefstände im Handel mit dem USDollar und mit dem Euro. Zeitweise mussten für einen Dollar 4,97 Lira und für einen Euro 5,82 Lira gezahlt werden.
Als Gründe für den starken Wertverfall der Lira gelten ein starker Anstieg der Inflation (liegt bei 15 Prozent) sowie die Angst der Finanzmärkte vor einer wachsen- den Kontrolle der Notenbank des Landes durch den Staatspräsidenten. Denn ein zuletzt vom Präsidenten erlassenes Dekret ermächtigt Erdogan, den Präsidenten und den Vizepräsidenten der Zentralbank allein zu ernennen. Außerdem wird durch das Dekret die Amtszeit der beiden Spitzennotenbanker des Landes von bisher fünf auf nur noch vier Jahre verkürzt.
Zudem drängt Erdogan die Zentralbank regelmäßig dazu, die Leitzinsen nicht zu erhöhen. Eine Er- höhung der Zinsen gilt als wichtiges Mittel zur Stabilisierung der Währung, doch Erdogan fürchtet in diesem Fall einen Einbruch des Wirtschaftswachstums.
Der türkische Finanzminister Berat Albayrak hatte versucht, die Märkte zu beruhigen. In einem von der Nachrichtenagentur Anadolu zitierten Interview bezeichnete er die Spekulationen über ein Ende der Unabhängigkeit der türkischen Notenbank als „unakzeptabel“. Die Kapazitäten der Finanzeinrichtung müssten im Interesse der Preisstabilität erweitert werden. „Grundlegende Priorität“in der kommenden Periode hat dem Minister zufolge der Kampf gegen die Inflation. Albayrak ist der Schwiegersohn von Präsident Recep Tayyip Erdogan. (AFP)