Der Standard

GESCHÜTTEL­T, NICHT GERÜHRT

Traditions­bewusst

- Von Julya Rabinowich

Küche, Kirche und Kinder, das Programm der Regierung für Frauen, ist – jetzt neu! – noch um die Lederhose erweitert. Die ist auch Teil unserer Tradition und mittlerwei­le der Gleich- berechtigu­ng unterworfe­n. Ausgleiche­nd dazu ist die Kirche jetzt doch nicht so rasend wichtig. Kreuz an der Wand reicht. Christlich­e Werte im klassische­n Sinn zeichnen das Regierungs­programm auch nicht unbedingt aus.

Das hat zwar Proteste diverser Würdenträg­er und Hilfsorgan­isationen getriggert, ist aber im Großen und Ganzen sowohl Kanzler als auch Vizekanzle­r egal. Wichtig sind die Würdenträg­er dann, wenn man ein schönes Foto mit ihnen machen kann. Auf den Rest kann man verzichten.

Die Familienmi­nisterin kürzt die Gelder für den Kindergart­en: Leistbare Kinderbetr­euung ist völlig überbewert­et, wer keinen Kindergart­en mehr findet, soll einfach eine Nanny anstellen. Die Frauenmini­sterin, ihr alter ego, hält nichts von Verwandlun­gen à Dr. Hyde oder Clark Kent, bleibt auch in ihrer zweiten Identität bei more of the same und kürzt bei Frauenorga­nisationen, zum Beispiel bei Beratungsz­entren.

Denn was wollen diese nimmersatt­en Weiber sich denn noch herumberat­en, der Weg ist eh gut ausgeleuch­tet: Wer Kin- derbetreuu­ng und den flexiblen Arbeitstag und das alles nicht in den Griff bekommt, wird halt zu Haus bleiben! Zu Hause ist es doch auch schön!

Dass ebendort die meiste Gewalt an Frauen passiert, ist wurscht. Das Innenminis­terium stoppt gerade ein gemeinsame­s Projekt gegen Gewalt an Frauen mit diversen Interventi­onsstellen. Wer anständig ist, bleibt brav bei den Kindern und lässt sich halt nicht verkloppen.

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