Fahrprüfung nicht mehr auf Türkisch: ÖAMTC sorgt sich um Sicherheit
Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) hat angekündigt, dass Führerscheinprüfungen künftig nicht mehr auf Türkisch abgelegt werden dürfen. Ob die Maßnahme sinnhaft ist, bleibt umstritten.
Wien – Verkehrsminister Norbert Hofer will ab kommendem Jahr Fahrprüfungen in türkischer Sprache abschaffen. Das solle Geld sparen und die Integration fördern, argumentiert er die Maßnahme, die im Vorjahr 1,2 Prozent aller Prüflinge betroffen hätte. Beim ÖAMTC sieht man die Gefahr, dass Fahranfänger künftig Fragen und Antworten einfach auswendig lernen, ohne deren Inhalt zu verstehen. Vertreter der Fahrschullehrer und Prüfer reagierten hingegen positiv.
ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer begrüßte Hofers Vorstoß, Neos-Verkehrssprecher Douglas Hoyos zeigte sich offen, verlangte aber die Offenlegung der Kosten.
Die Option, den Computertest auf Türkisch abzulegen, wurde 1998 eingeführt. In Deutschland ist die Fahrprüfung in zwölf weiteren Sprachen außer Deutsch möglich. (red)
Mehrere Tausend Sprachen werden auf diesem Planeten von Menschen gesprochen – wer in Österreich seine Fahrerlaubnis erlangen will, soll aber bald nur noch vier davon verwenden können. Neben den Amtssprachen Deutsch, Kroatisch und Slowenisch wird ab 2019 lediglich Englisch als Fremdsprache bei der Führerscheinprüfung zugelassen, kündigte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) am Wochenende an.
Und das, obwohl Türkisch derzeit die zweithäufigste Sprache ist, mit der Fahrschüler ihre Tauglichkeit für den Straßenverkehr beweisen wollen. Von den 299.687 Prüfungen im Jahr 2017 wurden 291.504 (97,3 Prozent) auf Deutsch absolviert, 1,2 Prozent auf Türkisch, 0,8 Prozent auf Englisch, 0,7 Prozent auf Kroatisch und schließlich 0,05 Prozent auf Slowenisch.
Zwei Gründe führt der Verkehrsminister für seinen Plan an: Jede Fremdsprache würde jährlich fünfstellige Kosten verursachen. Und, wie Hofer auch im Ö1- Morgenjournal erläuterte: Es sei gegenüber anderen Herkunftsländern diskriminierend, wenn türkischsprechende Jugendliche den Test in ihrer Sprache absolvieren könnten, andere sprachliche Minderheiten aber nicht. Darüber hinaus sieht der Politiker einen verstärkten Anreiz für Türkischsprechende, Deutsch zu lernen.
International sind die Vorschriften in dieser Frage völlig unterschiedlich. In Deutschland regelt beispielsweise der Punkt 1.3 der Anlage 7 der Fahrerlaubnis-Verordnung, in welchen Sprachen außer Deutsch die theoretische Prüfung abgelegt werden kann. Es sind zwölf, darunter Portugiesisch, Türkisch und Hocharabisch.
Noch mehr Auswahl hat man im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort kann man in 31 fremden Zungen außer Englisch sprechen, um Autofahren zu dürfen. Die Auswahl ist groß: Die rund 100.000 Einwohner des pazifischen Königreichs Tonga könnten in Kalifornien in Tongaisch antreten.
Großbritannien reduzierte
In England, Schottland und Wales ging man dagegen den umgekehrten Weg. Bis April 2014 konnte man den Test in 19 Fremdsprachen absolvieren. Rund sieben Prozent machten im Jahr 2011/12 davon Gebrauch. Dann änderte die Regierung aus Konservativen und Liberaldemokraten das Gesetz – Prüfungen konnten nur noch in Englisch und Walisisch gemacht werden.
Die Argumentation des damaligen Verkehrsministers Patrick McLoughlin von den Konservativen: Nur so könne sichergestellt werden, dass Inhaber britischer Führerscheine Verkehrsinformationen und Warnhinweise verstehen würden, darüber hinaus reduziere man das Risiko, dass der Übersetzer anstelle des Fahranfängers die korrekten Antworten gibt.
In der österreichischen Debatte hegt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer eine andere Befürchtung. Bereits bei der Einführung der Computertests im Jahr 1998 sei die Einbeziehung von Türkisch aufgrund der großen Relevanz „außer Zweifel“gestanden. Hoffer sieht die Führerscheinprüfung nicht als Werkzeug der Integration, sondern der Verkehrssicherheit. Die Prüflinge könnten künftig die Fragen einfach auswendig lernen, ohne sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen.