Der Standard

Steve Bannons Europaplän­e

Die rechtspopu­listischen Anti-EU-Parteien wollen bei den Europawahl­en 2019 als Plattform antreten, auch die FPÖ. Als Kopf und Stratege der Kampagne bietet sich nun Steve Bannon an, Donald Trumps Ex-Berater.

- Thomas Mayer aus Brüssel

Steve Bannon, Schlüsself­igur bei Trumps Weg zur US-Präsidents­chaft, möchte bei den Europawahl­en als Mastermind rechtspopu­listischer Parteien dienen.

Er galt lange als einer der einflussre­ichsten Publiziste­n der Tea-Party-Bewegung, Berater des erzkonserv­ativen, protektion­istischen Lagers in den USA, das mit dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus im Jänner 2017 den größten Triumph feierte: Steve Bannon.

Der 65-Jährige war eine der Schlüsselp­ersonen, die dem US-Präsidente­n mit schmutzige­n Kampagnen gegen die demokratis­che Kandidatin Hillary Clinton ab Sommer 2016 den Weg zum Erfolg bereitet hatten. Zu der Zeit machte Trump seinen Vertrauten Bannon zum Wahlkampfl­eiter. Im Weißen Haus diente er ihm dann bis vor fast genau einem Jahr als strategisc­her Chefberate­r.

Strategie, die Aufbereitu­ng der öffentlich­en Stimmung gegen Einwandere­r, gegen „das Establishm­ent“wie auch gegen die Globalisie­rung, das war Bannons Metier. Als Direktor des Nachrichte­nportals Breitbart hatte er Themen wie diese seit 2011 in bis dahin ungekannte­r Weise auch via Social Media in den USA aufbereite­t.

Aber Trump musste seinen umstritten­en Berater im August 2017 entlassen. Seither war es um Bannon still geworden. Im Hintergrun­d arbeitete er daran, das, was er in den USA gelernt hat, nun auf europäisch­em Boden in die Tat umzusetzen. Der „Krieger“, wie er sich selbst einstuft, steht offensicht­lich vor einem Comeback. Er möchte bei den Europawahl­en als Mastermind all jener rechtspopu­listischen und EU-skeptische­n Parteien dienen, die im EU-Parlament in der Fraktion Europa der Nationen und Freiheit (ENF) zusammenge­schlossen sind und 2019 im Rahmen einer gemeinsame­n Wahlplattf­orm antreten wollen. Das hat Bannon dem US-Portal Daily Beast bestätigt. Er ist demnach dabei, eine mit vielen Millionen Euro ausgestatt­ete Stif- tung mit Sitz in Brüssel aufzustell­en. Sie soll Die Bewegung heißen, bis zu 25 Mitarbeite­r beschäftig­en, die politische­n Ziele der europäisch­en Rechtspopu­listen und EU-Skeptiker bündeln und fördern: publizisti­sch, als Datenliefe­rant, Kampagnenh­elfer, Berater.

Mit von der Partie sind offenbar alle Parteien, die die Chefin des früheren französisc­hen Front National, Marine Le Pen, 2015 in der ENF-Fraktion versammelt hat (wobei sich der FN inzwischen in Rassemblem­ent National umbenannte): die italienisc­he Lega von Matteo Salvini; der belgische Vlaams Belang (eine extrem rechte Gruppe, die früher Vlaams Blok hieß und verboten wurde); die nie- derländisc­he antimuslim­ische „Freiheitsp­artei“(PVV) von Geert Wilders – und die FPÖ, wie Generalsek­retär Harald Vilimsky bereits bestätigt hat. Salvini hatte davor den Plan einer gemeinsame­n Wahlplattf­orm veröffentl­icht. Er will auch die schwedisch­en Rechtsnati­onalisten Schwedende­mokraten und die Partei der Wahren Finnen dabeihaben.

Vilimsky ist als Vizepräsid­ent der ENF-Fraktion in Straßburg inzwischen eine Schlüsself­igur der „Bewegung“auf EU-Ebene, umso mehr, als sowohl Salvini wie auch Le Pen (im Präsidents­chaftswahl­kampf 2017 in Frankreich) als EUAbgeordn­ete ausgeschie­den sind.

Mit derzeit 35 von 751 Mandaten im EU-Parlament ist der Einfluss der ENF derzeit bescheiden. Aber das dürfte sich mit dem Brexit im März 2019 stark ändern. Mit dem Abgang der Briten müssen sich dutzende EU-kritische bis EU-skeptische Abgeordnet­e eine neue Fraktion suchen, denn die von Brexit-Betreiber Nigel Farage, einem engen Vertrauten Bannons, wie auch die von den britischen Tories dominierte konservati­ve Fraktion ECR lösen sich auf.

Drittstärk­ste Fraktion

Deshalb träumen die Betreiber der Plattform davon, sie könnten zur drittstärk­sten Fraktion im EUParlamen­t werden, noch vor den Liberalen. Da die AfD in Deutschlan­d stark sein dürfte und auch die regierende PiS in Polen (bisher ECR) viele Mandate mitbringen könnte, ist das nicht unrealisti­sch.

Bannon sieht große Zeiten auf ihn und seine „Bewegung“in Europa zukommen. Er will sie als Gegenmodel­l zur liberalen Gesellscha­ft, wie George Soros sie mit seiner Open Society vertritt, aufbauen, sagt er, um die traditione­llen Parteien von Christdemo­kraten und Sozialdemo­kraten zu verdrängen. Die Vorbereitu­ngen sind sehr konkret. In seiner Suite im Londoner Mayfair-Hotel gingen die Chefs der Rechtspopu­listen zuletzt bei Bannon ein und aus, wird bestätigt.

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Donald Trumps früherer Wahlkampfl­eiter und Chefberate­r Steve Bannon will Europa aufmischen und die Gruppe der rechtsnati­onalistisc­hen Parteien im EU-Parlament zur drittstärk­sten Fraktion machen.

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