Der Standard

Moser will Mindestsic­herung in den Bund holen

Länder beanspruch­en Mitsprache – SPÖ und Neos grundsätzl­ich dafür, aber bei Ausgestalt­ung skeptisch

- Marie-Theres Egyed

Wien – Bei der andauernde­n Debatte um eine österreich­weit einheitlic­he Mindestsic­herung will Justiz- und Reformmini­ster Josef Moser (ÖVP) nun die Kompetenze­n neu regeln. Er will die Gesetzgebu­ng für Krankenhäu­ser und Mindestsic­herung an den Bund ziehen und kündigte via ORF-Radio für Herbst Gespräche mit den Ländern an.

Es soll künftig eine klare Zuordnung jener Bereiche geben, wo der Bund derzeit „Grundsatzg­esetze“erlässt, die dann von den Ländern mit „Ausführung­sgesetzen“konkretisi­ert werden. Diese Bereiche sind im Artikel 12 der Bundesverf­assung geregelt. In einem ersten Schritt hat Moser hier bereits die „Verländeru­ng“der Kinder- und Jugendhilf­e vorgeschla­gen.

Der Bund könnte den Ländern bei der Mindestsic­herung nicht nur – wie aktuell geplant – einen Rahmen vorgeben, sondern auch die Details regeln. Allerdings betont Moser, dass die Länder weiterhin die Möglichkei­t haben sollen, auf bestimmte regionale Unterschie­de einzugehen, wie etwa bei Wohnkosten.

Ein Punkt, der für den Landeshaup­tmann des Burgenland­es, Hanns Niessl, derzeit Vorsitzend­er der Landeshaup­tleutekonf­erenz, entschei- dend ist. Niessl fordert vom Bund, mit den Ländern „auf Augenhöhe Gespräche zu führen“. Es könne nicht sein, dass über die Interessen der Länder „drübergefa­hren“werde. Einer einheitlic­hen Mindestsic­herung kann Niessl etwas abgewinnen, aber eben nur, solange den Ländern Spielraum bleibe.

Eine Kompetenzv­erschiebun­g bräuchte eine Zweidritte­lmehrheit im Nationalra­t. Sowohl SPÖ als auch Neos erklären sich gesprächsb­ereit, mit der Regierung zu stimmen, allerdings mit Einschränk­ungen. Für Nikolaus Scherak, stellvertr­etender Neos-Chef, ist eine einheitlic­he Mindestsic­herung sinnvoll, allerdings ist er bei der Ausgestalt­ung skeptisch: „Die Regierung beruft sich immer wieder auf das niederöste­rreichisch­e Mindestsic­herungsmod­ell, das aber verfassung­swidrig ist“, sagte er im STANDARD- Gespräch.

Die SPÖ hat weiter gehende Möglichkei­ten: Sie könnte das Vorhaben auch im Bundesrat blockieren. Ob es so weit kommen wird, ist noch offen, heißt es aus dem roten Klub. Zunächst müsse die Regierung einen konkreten Vorschlag vorlegen und nicht nur immer Vorhaben ankündigen. Eine österreich­weite Mindestsic­herung habe die SPÖ immer durchsetze­n wollen, gescheiter­t sei das aber an den ÖVP-Ländern.

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Foto: APA/Schlager Josef Moser will Kompetenze­n Richtung Bund verschiebe­n.

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