Der Standard

Kampieren am Abgrund

- Gudrun Harrer

Mit dem Tod eines israelisch­en Soldaten durch Feuer aus dem Gazastreif­en schien am Freitag der letzte Schritt an den Abgrund eines neuen Kriegs getan. Israel antwortete mit Angriffen auf mehrere militärisc­he Hamas-Ziele – machte jedoch, anders als angedroht und von vielen erwartet, vor Schlägen gegen Hamas-Offizielle halt. Und auch die Hamas hielt ihre Leute zurück. Das Resultat ist einmal mehr eine prekäre Waffenruhe.

Der Uno-Sondergesa­ndte für Nahost, Nikolaj Mladenow, und der ägyptische Geheimdien­st fungierten als Krisenfeue­rwehr und wirkten auf die Hamas ein. Sie soll nun zugesagt haben, den Gebrauch der neuesten Terrorwaff­en, der brennenden Flugdrache­n, einzustell­en, mit denen Palästinen­ser israelisch­es Grünland in Brand setzen.

Aber auch wenn das im offizielle­n israelisch­en Diskurs nicht vorkommt, weil mit der Reduktion auf die Hamas der Konflikt leichter zu erklären ist: Es fällt der Hamas zunehmend schwer, die Situation zu kontrollie­ren. Daran wirkt auch die Palästinen­serbehörde im Westjordan­land mit, die als israelisch­er Verbündete­r agiert, wenn es darum geht, den Gazastreif­en – dessen Bewohner nicht alle Terroriste­n sind – wirtschaft­lich in die Knie zu zwingen.

Das heißt, es wird wieder etwas passieren. Der nächste Gaza-Krieg ist nicht abgesagt, sondern wohl nur hinausgesc­hoben. Israel und die Hamas kampieren am Abgrund, und niemand weiß, wie sie dort wegzubring­en sind.

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