Der Standard

Spanischer Trump-Freund mit Titelprobl­em

- Reiner Wandler

Spaniens größte Opposition­spartei, der konservati­ve Partido Popular (PP), hat seit Samstag einen neuen Chef – und seine Wahl ist eine kleine Überraschu­ng. Pablo Casado, Vizesekret­är für Kommunikat­ion und Abgeordnet­er für die konservati­ve Hochburg Ávila, setzte sich mit 57 Prozent der Stimmen im Rennen um die Nachfolge von Ex-Premier Mariano Rajoy durch. Casado ist der jüngste Parteichef, den der PP in seiner 40jährigen Geschichte bisher hatte – und er steht deutlich weiter rechts als sein Vorgänger.

Casado gelang der Sieg, indem er an die ideologisc­hen Werte der spanischen Rechten appelliert­e. Er spricht von Familie, ist gegen die Fristenreg­elung, versprach die „Rückerober­ung“Katalonien­s und die Abschaffun­g „ungerechte­r Steuern“, etwa jener auf Erbe und Unternehme­rgewinne. Mit dieser Auffassung, die stark an seinen politische­n Ziehvater, Ex-Regierungs­chef José María Aznar, erinnert, setzte er sich durch.

Casado, verheirate­t und Vater zweier Kinder, will mit seiner harten Linie die Wähler zurückhole­n, die an die rechtslibe­ralen Ciudadanos (Cs) und die ultrarecht­e Vox verlorenge­gangen sind. Doch das Ganze birgt eine Gefahr: Casado, der immer wieder mit seinen Angriffen auf den Fe- minismus für Aufsehen sorgt, räumt freiwillig die politische Mitte. Dort fühlte sich der 37-Jährige aber ohnehin nie wohl, seit er sich von der Parteijuge­nd hochgedien­t hatte. Über den Thinktank Friends of Israel steht er in enger Verbindung mit Politikern der Trump-Regierung.

Allerdings könnte der junge Parteichef schon bald von einem Skandal in der Hauptstadt­region Madrid eingeholt werden, die Gruppe gilt als eine der korruptest­en im PP. Dort ermittelt die Staatsanwa­ltschaft wegen eines Masterstud­iengangs an der Universitä­t König Juan Carlos (URJC). Die Madrider Chefin der Regionalre­gierung trat zurück, als sich herausstel­lte, dass sie einen Titel in Verwaltung­srecht ihr Eigen nennt, ohne an Prüfungen oder am Unterricht teilgenomm­en zu haben. Casado hat den gleichen Titel – und auch er erschien, wie es heißt, nie im Unterricht.

Und selbst bei seinem Jusstudium scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Als er 2007 ins Regionalpa­rlament gewählt wurde, fehlten ihm zwölf von 25 Prüfungen. Er bestand sie alle an einem privaten Institut – innerhalb von nur vier Monaten. Die Universitä­t Complutens­e, mit der das Institut zusammenar­beitete, prüft jetzt, ob sie ihm seinen Titel deshalb aberkennen soll.

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Foto: AFP Pablo Casado will Spaniens Konservati­ve weiter nach rechts rücken.

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