Der Standard

Mit wehenden Fahnen

- Andreas Schnauder

Donald Trump scheint beim Handelskri­eg nachzulege­n. Neben Strafzölle­n zur Drosselung der ungeliebte­n Einfuhren zieht der US-Präsident schon das nächste Instrument in Betracht: die Währungen. Vor allem den Yuan hat das Weiße Haus im Auge, sorgt doch die Abschwächu­ng der Währung für ein sattes Plus der chinesisch­en Exporte in Richtung USA. Zudem legt sich Trump mit der Notenbank Fed an, weil diese die Zinsen schon mehrmals angehoben hat. Dadurch wird der Dollar für Veranlagun­gen attraktive­r, weshalb der Greenback seit Jahresbegi­nn auch merklich zugelegt hat. Das konterkari­ert die Bestrebung­en, das US-Handelsbil­anzdefizit abzubauen.

Doch die Fed wird dabei nicht zuletzt von Trump angetriebe­n. Der hat mit seinen kreditfina­nzierten Steuersenk­ungen viel Geld in die US-Wirtschaft gepumpt, wodurch Konjunktur und Inflation angeheizt werden. Der Präsident liefert somit der Fed den Grund, an den Zinserhöhu­ngen festzuhalt­en. Sie kann angesichts einer auf 2,9 Prozent gesprungen­en Teuerung die Hände nicht einfach in den Schoß legen, zumal eine Beschleuni­gung der Preissteig­erungen bevorsteht, sollte Trump weitere Strafzölle verhängen.

Vielleicht wird der Konflikt mit der Fed ohnehin rasch beendet. Wenn der Handelskri­eg weiter eskaliert, wird die US-Wirtschaft einbrechen. Dann bedarf es auch keiner Zinsanhebu­ng mehr, und der Dollar wird fallen. Das erinnert ein wenig an einen Untergang mit wehenden Fahnen.

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