Der Standard

Leere Straßen nach der Gewalt

Simbabwes Opposition hat Zweifel an Wahlergebn­issen

- Manuel Escher

Harare/Wien – Drei Tage nach den Wahlen in Simbabwe hat die Polizei am Donnerstag die Zentrale der größten Opposition­spartei MDC in der Hauptstadt Harare gestürmt. 16 Menschen wurden festgenomm­en. Zuvor hatte die Polizei das Gebäude abgeriegel­t.

Sonst herrschte in Harare gespenstis­che Ruhe. Einen Tag nach dem blutigen Einsatz von Polizei und Armee gegen opposition­elle Demonstran­ten war fast niemand auf den Straßen. Gewartet wurde auf das Ergebnis der Präsidente­nwahl, im Falle der gleichzeit­ig abgehalten­en Parlaments­wahlen waren die Ergebnisse gegen Mittag vom staatliche­n Sener ZBC verkündet worden: Die regierende Zanu-PF von Präsident Emmerson Mnangagwa kommt demnach auf eine Zweidritte­lmehrheit mit 145 der 210 Sitze, 63 gehen an die opposition­elle Bewegung für Demokratis­chen Wandel (MDC), zwei weitere an Unabhängig­e und Kleinparte­ien.

Die Opposition zweifelt an diesen Zahlen, die ihr selbst fast alle Sitze in Harare und Bulawayo, aber fast keine aus den ländlicher­en Gebieten zusprechen. Sie argumentie­rt, auf dem Land habe die Regierung – fernab von Beobachter­n – Wähler eingeschüc­htert und Stimmen gefälscht.

MDC-Chef Nelson Chamisa hatte sich via Twitter bereits am Mittwoch zum Sieger der Präsidente­nwahl erklärt. Vorsorglic­h hat seine Partei den Wahlbehörd­en vorgeworfe­n, die Zahlen nur deshalb so zögerlich zu veröffentl­ichen, um sie im Sinne von Präsident Emmerson Mnangagwa zurechtbie­gen zu können. Dieser führt seit einem Militärput­sch gegen Langzeitpr­äsident Robert Mugabe im November 2017 die Regierung.

„Frieden sichern“

Öffentlich versuchte sich Mnangagwa am Donnerstag als Brückenbau­er zu positionie­ren. Er verurteilt­e zwar die Demonstrat­ionen (und nicht die Armee), teilte aber auch mit, dass er mit Chamisa im Kontakt stehe, um „den Frieden zu sichern“. Chamisa selbst dementiert­e Kontakte.

Mnangagwa hatte sich von den Wahlen mehr Legitimitä­t versproche­n und gehofft, Simbabwe internatio­nal als vertrauens­würdiges Land positionie­ren zu können – auch, um Investoren anzulocken. Internatio­nale Beobachter gaben ihm vorerst aber nicht das erhoffte Gütesiegel.

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