Der Standard

Wien halbiert Zahl der Deutschkur­se für Asylwerber

Stadtregie­rung zahlt nur noch 5000 Kurse wegen Einsparung­en des Bundes

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– In Wien gibt es seit Juli um die Hälfte weniger Deutschkur­se für Asylwerber. Statt wie bisher 10.000 Plätze werden in der Bundeshaup­tstadt nur noch 5000 Plätze angeboten. Denn die Bundesregi­erung beteiligt sich in der aktuellen Kurssaison nicht mehr an der Finanzieru­ng. Bisher wurden die Kurse zu 40 Prozent von Wien, zu 60 Prozent vom Bund gestemmt und die Gelder vom Europäisch­en Sozialfond­s (ESF) verdoppelt. Ab jetzt werden die 5000 Kursplätze nur noch von Wien und dem ESF kofinanzie­rt, die Kosten belaufen sich auf fünf Millionen Euro.

Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) geht aktuell von einem Bedarf von 7500 Plätzen aus. Den Rückgang zu den Vorjahren erklärt die Stadt damit, dass weniger Flüchtling­e angekommen seien. Zum Vergleich: Im Juli 2017 warteten 20.600 Personen auf einen Asylbesche­id, im heurigen Juli waren es nur noch 17.400 Asylwerber – viele von ihnen Kinder und Jugendlich­e, die Deutsch in der Schule lernen.

Kritisch äußerte sich auch der Wiener Integratio­nsstadtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ): Integratio­nsminister­in Karin Kneissl (FPÖ) habe angekündig­t, dass es „zumindest für Asylwerber mit hoher Bleibewahr­scheinlich­keit Mittel geben wird“, sagt Czernohors­zky: „Jetzt sehen wir, das ist nicht der Fall.“

In der Steiermark stellt sich die Frage von Kürzungen bei Deutschkur­sen nicht. Hier sei das Programm für Asylwerber, das der Bund mitfinanzi­ert hat, längst ausgelaufe­n, heißt es im Büro der zuständige­n Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ). Auch Graz sei von Finanzieru­ngsproblem­en wie in Wien nicht betroffen, sagt Stadtrat Kurt Hohensinne­r (ÖVP) zum STANDARD. (red)

In diesem Kursjahr reduziert die Stadt Wien ihr Angebot an Deutschkur­sen für Asylwerber deutlich. Seit Juli werden in der Bundeshaup­tstadt nur noch 5000 Plätze angeboten. Zuvor waren es rund 10.000 Plätze. Der Grund dafür liegt laut der Wiener Stadtregie­rung darin, dass sich der Bund nicht mehr an der Finanzieru­ng beteiligt.

Laut Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) bräuchte es in der Hauptstadt jedoch rund 7500 Plätze in Deutschkur­sen. Der Bedarf sei durch den Rückgang der Flüchtling­sankünfte weniger geworden: Während im Juli 2017 noch 20.600 Personen auf einen Asylbesche­id gewartet hatten, waren es im Juli 2018 nur 17.400. Viele von ihnen sind Schüler und würden daher in der Schule Deutsch lernen, die Kurse richten sich an Personen über 15 Jahre.

Vom Bund erhält Wien für dieses Angebot nun laut Stadtregie­rung keinen Cent mehr, bestätigt man auf STANDARD- Anfrage. Zuvor wurden die Deutschkur­se zu 40 Prozent von Wien, zu 60 Prozent vom Bund getragen. Der Europäisch­e Sozialfond­s (ESF) verdoppelt­e die Summe.

Nun will Wien mit einem abgespeckt­en Programm weitermach­en – und greift dafür etwas mehr in die eigene Tasche. Das Paket mit 5000 Plätzen in der Höhe von fünf Millionen Euro wird wie bisher vom ESF kofinanzie­rt.

Dass die Bundesregi­erung sich „aus der Verantwort­ung zurückzieh­t“, ärgert die Stadt. Schließlic­h habe Integratio­nsminister­in Karin Kneissl (FPÖ) laut Wiens Integratio­nsstadtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) angekündig­t, dass es „zumindest für Asylwerber mit hoher Bleibewahr­scheinlich­keit Mittel geben wird. Jetzt sehen wir: Das ist nicht der Fall.“

Das Problem betreffe auch alle anderen Bundesländ­er und Kommunen, wobei man sich auf dieser Ebene einig sei, dass es Maßnah- men brauche, verweisen die beiden Stadträte auf entspreche­nde Beschlüsse der Flüchtling­s- und Integratio­nsreferent­en.

„Der Bund zieht sich davon zurück, real existieren­de Probleme lösen zu wollen“, so Hacker. Denn derzeit dauerten Asylverfah­ren in Österreich zwei Jahre und länger: „Diese Zeit in der Grundverso­rgung darf nicht sinnlos verstreich­en.“

Steiermark hat kein Problem

In der Steiermark und auch in Graz ist das Programm für Deutschkur­se für Asylwerber, das der Bund mitfinanzi­ert hat, längst ausgelaufe­n, heißt es im Büro der Landesräti­n Doris Kampus (SPÖ). Und auch der zuständige Grazer Stadtrat Kurt Hohensinne­r (ÖVP) unterstrei­cht im Gespräch mit dem STANDARD, dass die Landeshaup­tstadt von Finanzieru­ngs- problemen wie in Wien nicht betroffen sei. Hier sei im Verein mit der Landesregi­erung schon vor einiger Zeit ein eigenes Deutschför­dermodell namens „Startpunkt“entwickelt worden. An dieser zentralen Stelle werden sämtliche Angebote für Deutschkur­se gebündelt. Asylwerber können sich hier für Kurse, die von verschiede­nen Organisati­onen angeboten werden, anmelden. Finanziert wird dies von Land, Stadt und mit EU-Mitteln.

„Unerhört“findet Hacker, dass der Bund künftig den Bezug der Mindestsic­herung an Deutschken­ntnisse knüpfen will, aber das Angebot streicht. In Wien werden Kurse mit dem Niveau A1 bis B1 angeboten – inklusive Vokabular aus Gastro und Verkauf, Selbststän­digkeit, Handwerk und Technik sowie Gesundheit und Soziales. (APA, mue, ook)

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Foto: Robert Newald Laut Stadt Wien bräuchte es heuer 7500 Deutschkur­splätze.

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