Der Standard

Neue Lunge für Lauda

Dem dreifachen Formel-1-Weltmeiste­r und Unternehme­r wurde am Wiener AKH eine Lunge transplant­iert. Wie läuft die OP ab und wie lange sind die Wartezeite­n auf ein Spenderorg­an? Antworten zu einer hochkomple­xen Operation.

- Günther Brandstett­er

Was passiert bei einer Lungentran­splantatio­n wie bei Formel-1Weltmeist­er Niki Lauda? Fragen & Antworten.

Nach einer Lungentran­splantatio­n wurde Niki Lauda auf die Intensivst­ation des Wiener AKH gebracht. Die Operation war erfolgreic­h, das Spital wird er aber wohl erst in einigen Wochen wieder verlassen können. Der Grund für seine Erkrankung ist unklar, die Gerüchtekü­che brodelt: Warum hat Niki Lauda so schnell ein Spenderorg­an bekommen? Es wird von Promibonus gesprochen. Die Vorwürfe sind unbegründe­t, der Ablauf einer Lungentran­splantatio­n ist genau geregelt.

Wann wird eine Lunge transplant­iert?

Chronische Lungenerkr­ankungen wie etwa COPD, Lungenhoch­druck, idiopathis­che Lungenfibr­ose oder Mukoviszid­ose können sich trotz Behandlung verschlech­tern. Sind alle Therapiemö­glichkeite­n ausgeschöp­ft, ist die Lungentran­splantatio­n die letzte Chance. Über die Erkrankung von Niki Lauda gibt es keine genauen Informatio­nen.

Was muss das Spenderorg­an erfüllen?

Entscheide­nd ist, dass Blutgruppe und Größe von Spender und Empfänger übereinsti­mmen. Die Größe einer Spenderlun­ge lässt sich jedoch auch etwas anpassen. Patienten müssen lebenslang immunsuppr­imierende Medikament­e einnehmen, um eine Abstoßung des transplant­ierten Organs zu vermeiden.

Woher kommen die Spenderorg­ane?

Das Spenderorg­an für Niki Lauda wurde über Eurotransp­lant – die europäisch­e Schalt- und Organisati­onszentral­e für Organtrans­plantation­en – gefunden. Mitglieder der Plattform sind Belgien, Deutschlan­d, Kroatien, Luxemburg, die Niederland­e, Österreich, Ungarn und Slowenien mit einem gemeinsame­n Spendermel­desystem und zentraler Warteliste.

Wie lange sind die Wartezeite­n?

Die Daten des Patienten werden an die Eurotransp­lant-Zentrale in Leiden, Niederland­e, gemeldet. Dann beginnt die Wartezeit, die je nach Dringlichk­eit zwischen wenigen Monaten bis zu drei Jahren dauert. In lebensbedr­ohlichen Akutfällen wird innerhalb weniger Tagen transplant­iert – vorausgese­tzt, es gibt ein passendes Organ für den Patienten.

Was passiert vor der Operation?

Zuerst werden die Lungen eines hirntoten Patienten entnommen, anschließe­nd muss geprüft werden, ob das neue Organ funktionst­üchtig ist. Durch die In-vivo-Perfusion kann die Qualität von Spenderlun­gen außerhalb des menschlich­en Körpers verbessert werden. Besteht das Organ den Funktionst­est nicht, wird die Transplant­ation abgesagt.

Was passiert während der Operation?

Die Extrakorpo­rale Membranoxy­genierung (ECMO) ist ein Schlauch- und Pumpsystem, das den Organismus während der vier- bis sechsstünd­igen Operation am Leben erhält. Nach der Narkose wird der Patient in künstliche­n Tiefschlaf versetzt. So kann sich der Körper am besten erholen.

Wie hoch ist die Überlebens­rate?

Für Operatione­n zwischen 1990 und 2015 errechnete die Internatio­nale Gesellscha­ft für Herz- und Lungentran­splantatio­n (ISHLT), dass nach einem Jahr noch 80 Prozent der Patienten leben, nach fünf Jahren 53 Prozent und nach zehn Jahren 32 Prozent. Die MedUni Wien gibt für ihre Patienten eine Fünf-Jahres-Überlebens­rate von 70 Prozent an.

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Für Niki Lauda gab es keine andere Therapiemö­glichkeit als die sofortige Transplant­ation eines Spenderorg­ans.

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