Der Standard

Holpriger Neubeginn für Simbabwe

In der Nacht zum Freitag wurde Emmerson Mnangagwa zum Sieger der Präsidente­nwahl in Simbabwe erklärt – doch die Opposition spricht von Fälschung. Mnangagwa will endgültig mit dem Erbe Mugabes abschließe­n.

- Johannes Dieterich

Am Tag der Bekanntgab­e der Ergebnisse der Präsidents­chaftswahl blieb es in Simbabwes Hauptstadt Harare am Freitag vorerst weitgehend ruhig – im Unterschie­d zu den gewalttäti­gen Szenen mit sechs Toten nach der Veröffentl­ichung der Parlaments­wahlergebn­isse am Mittwoch.

Nicht nur die Parlaments­wahl, auch die Präsidents­chaftswahl fiel zugunsten der regierende­n Zanu/ PF-Partei aus: Deren Kandidat, der derzeitige Amtsinhabe­r Emmerson Mnangagwa, vereinigte laut Wahlkommis­sion ZEC 50,8 Prozent der Stimmen auf sich. Sein Herausford­erer, Opposition­schef Nelson Chamisa, soll lediglich auf 44,3 Prozent der Stimmen gekommen sein.

Unmittelba­r nach der Bekanntgab­e der Resultate in der Nacht zum Freitag wurden sie von der Opposition als „Fälschung“zurückgewi­esen. Die Bewegung für demokratis­chen Wandel (MDC) weigerte sich, die Dokumente der Wahlkommis­sion zu unterzeich­nen. Am Freitagnac­hmittag wollte die Opposition­spartei selbst die von ihr zusammenge­tragenen Wahlergebn­isse veröffentl­ichen – doch die Polizei löste die Pressekonf­erenz auf.

Der Sitz der MDC war bereits am Donnerstag von der Polizei heimgesuch­t worden: Im Durchsuchu­ngsbefehl war vom Besitz „gefährlich­er Waffen“und der Pla- nung „öffentlich­er Gewalt“als Grund für die Razzia die Rede. Die Polizei sei offensicht­lich auf der Suche nach Dokumenten, die die Wahlfälsch­ungen der Regierungs­partei belegten, sagte Chamisa: Die seien jedoch in Sicherheit gebracht worden.

Drohung mit Klage

Weitere Schritte der MDC waren zunächst noch unklar: Während Parteivors­itzender Morgen Komichi den Gang vor Gericht ankündigte, hält Chamisa nichts von einem derartigen Schritt: Die Gerichte seien ohnehin von Anhängern der Regierungs­partei besetzt, sagte der MDC-Präsident. Die Wahlkommis­sion besteht unterdesse­n darauf, dass es bei dem Abstimmung­sprozess zu „keinerlei Betrügerei­en“gekommen sei. Präsident Mnangagwa bedankte sich über Twitter bei seinen Wählern: „Ich bin geehrt, dass ich zum Präsidente­n der Zweiten Republik Simbabwe gewählt worden bin.“Sein Vorgänger Robert Mugabe hatte den Staat von dessen Unabhängig­keit 1980 bis zur Entmachtun­g 37 Jahre lang regiert. Mit der Rede von der „Zweiten Republik“will Mnangagwa offensicht­lich einen Trennstric­h unter die Ära seines Vorgängers ziehen.

„Dies ist ein Neubeginn“, fuhr der alte und neue Präsident fort: „Lasst uns einander in Frieden, Einheit und Liebe die Hände reichen und gemeinsam ein neues Simbabwe errichten.“

Vorerst lag noch kein abschließe­nder Bericht einer der zahlrei- chen ausländisc­hen Wahlbeobac­htermissio­nen vor. Allerdings hatten sich EU und Commonweal­th bereits zuvor kritisch sowohl bezüglich der Fairness der Abstimmung wie auch über das harte Vorgehen des Militärs geäußert. „Wir weisen den übertriebe­nen Gewalteins­atz der Streitkräf­te gegenüber unbewaffne­ten Zivilisten kategorisc­h zurück“, erklärte der Chef der Commonweal­thMission, John Mahama.

Vor allem vom abschließe­nden Bericht der EU-Mission wird abhängen, ob das westliche Ausland seine bisherige Zurückhalt­ung gegenüber der simbabwisc­hen Regierung aufgibt und dem wirtschaft­lich ruinierten Staat wieder den Zugang zu internatio­nalen Finanzmärk­ten ermöglicht.

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Polizeikrä­fte warten vor dem Sitz der Opposition­spartei MDC auf ihren Einsatzbef­ehl.

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