Eine Million in Äthiopien auf der Flucht
Gefahr einer humanitären Katastrophe wächst
Addis Abeba – In den vergangenen Wochen sorgte Äthiopien nach dem Friedensschluss mit Eritrea nach 20 Jahren Krieg für positive Schlagzeilen – doch innenpolitisch bleibt die Lage brisant: Rund eine Million Menschen wurden zuletzt wegen einer neuen Welle der Gewalt im Land in die Flucht getrieben. Das ist rund ein Prozent der Gesamtbevölkerung des trotz zuletzt guter Wachstumszahlen bitterarmen Landes.
Die Menschen lebten unter katastrophalen Bedingungen, sagte am Freitag Crystal Wells vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK). Sollte die humanitäre Hilfe nicht schnell verstärkt werden, könne es für die Betroffenen im Süden des Landes schlimme Folgen haben. Es bestehe unter anderem die Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiten.
Konflikt um Landnutzung
Auslöser der Konflikte sind vor allem Spannungen über die Nutzung von Land, da die Region dicht besiedelt und die Konkurrenz um Weideland und andere Ressourcen groß ist. Der Konflikt sei von Provokationen von einzelnen Menschen, Sicherheitskräften und Regierungsvertretern ausgelöst worden, die unterschiedliche Gruppen für politische Zwecke gegeneinander ausspielen wollten, prangerte Mitiku Kassa, der Leiter der äthiopischen Katastrophenschutzbehörde, an.
„Diese Krise ist überhaupt nicht auf dem Radar der internationalen Gemeinschaft, und die Konsequenzen dieses Versäumnisses könnten entsetzlich sein“, warnte auch Shirin Hanafieh vom Roten Kreuz. (red, dpa)