Der Standard

Apple und die Tech-Party

Apple hebt an der Börse ab. Das freut Anleger und Analysten. Letztere warnen aber auch davor, dass dem Tech-Unternehme­n die Idee für das nächste große Ding fehlt. An eine neue IT-Blase glaubt man nicht.

- Bettina Pfluger

Apple gilt immer noch als Schnäppche­n.

Technologi­e-Aktien sind zweifellos das tonangeben­de Thema im laufenden Börsenjahr. Die Ereignisse – vor allem bei US-Unternehme­n – überschlag­en sich. So hat der Facebook-Datenskand­al im Frühling zu einem wahren Ausverkauf von Technologi­e-Aktien geführt und die Börsen weltweit auf die Talfahrt mitgenomme­n. Schnell war sie wieder da, die Angst vor einer Tech-Blase, wie sie zur Jahrtausen­dwende stattgefun­den hat.

Marktexper­ten beruhigen. Anders als bei der großen DotcomBlas­e stünden hinter den heutigen Tech-Titeln mehr als nur Ideen. Reale Firmen mit realen Werten. Dass die Anleger in Summe sehr nervös sind, hat sich in den vergangene­n Tagen wieder gezeigt. Facebook hat in der Vorwoche einen schwachen Quartalsbe­richt vorgelegt – die Aktie stürzte daraufhin an der Börse um knapp 20 Prozent ab. Beim Kurznachri­chtendiens­te Twitter konnte der verkündete Umsatzspru­ng die Investoren auch nicht überzeugen – und das, obwohl Twitter im angelaufen­en Quartal ein Umsatzplus von 24 Prozent auf 711 Mio. Dollar verkündete und damit die Erwartunge­n der Analysten deutlich übertreffe­n konnte. Doch die Nutzerzahl enttäuscht­e und zack wurden die Aktien auf den Markt geworfen. Das Papier verlor noch vor Handelssta­rt an der New York Stock Exchange 16 Prozent.

Mitten in diesem Wirrwarr aus Zahlen, Fakten und Furcht knackt Apple als erstes Unternehme­n die Billionen-Dollar-Marke. So viel war ein Unternehme­n an der Börse noch nie wert. Apple ist damit fast fünfmal so viel wert wie Siemens und SAP zusammen. Das sorgt für Jubel. Apple ist 2007 mit dem iPhone ein Welterfolg gelungen. Das Smartphone gilt als Hauptgrund dafür, dass das Unternehme­n in den vergangene­n Jahren so abheben konnte.

Das war nicht immer so. Ende der 1990er-Jahre stand Apple vor der Pleite. Konkurrent Microsoft war damals Marktführe­r bei Software und hat Apple enorm unter Druck gesetzt. Mit der Erfindung des Computers iMac hat AppleGründ­er Steve Jobs das Ruder herumgeris­sen. Wer zu dieser Zeit an Apple glaubte und sich mit Aktien eingedeckt hat, konnte in der Zwischenze­it reich werden. Mit seiner Innovation­skraft hat Apple also schon öfter überrascht.

Ist die Luft jetzt draußen? Nein, sagen Analysten. Denn die Kursgewinn­e von Apple sind mit guten Zahlen unterfütte­rt. Der Konzern hat zuletzt einen Quartalsge­winn von 11,5 Mrd. Dollar ausgewiese­n. Von einer Blase könne daher nicht die Rede sein. Hinzu kommt, dass Apple mit einem Kurs-GewinnVerh­ältnis (KGV) von 19 immer noch als Schnäppche­n gilt. Das KGV berechnet sich, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn pro Aktie teilt. Diese Kennzahl sagt aus, wie teuer eine Aktie im Vergleich zu dem, was das Unternehme­n verdient, ist. Zum Vergleich: Adidas war zur Wochenmitt­e mit der Kennzahl 22 höher bewertet als Apple, ebenso Coca-Cola mit einem KGV von 29.

Apple ist damit zwar noch billig (eine Aktie kostet rund 180 Dollar), doch Experten merken gerne an, dass dem Konzern die Idee zum nächsten großen Ding fehlt. Kein Apple-Produkt kam bisher an den Erfolg des iPhones heran.

Fantasie in den Tech-Sektor brachte auch die Steuerrefo­rm von US-Präsident Donald Trump, da Chefs ihre Steuerersp­arnis in IT-Investitio­nen stecken. Damit darf man gespannt sein, welches Unternehme­n als nächstes die Billion nimmt. Amazon ist an der Börse derzeit rund 890 Mrd. Dollar wert, die Google-Mutter Alphabet mehr als 850 Mrd. Dollar, Microsoft kommt auf 825 Mrd. Dollar.

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