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Das Wiener Unternehme­n Primecrowd baut sich ein Netzwerk von Investoren auf und agiert als deren Sprachrohr

- Andreas Danzer

Wien – Egal, ob sie sich zur Durststrec­ke oder zum sofortigen Höhenflug entwickelt, die Beziehung zwischen Start-up und Investor ist etwas Spezielles. Der Weg, bis sich die Richtigen gefunden haben, ist oftmals als langwierig und komplizier­t. Primecrowd möchte diese Suche vereinfach­en. Das Wiener Unternehme­n bündelt rund 800 Investoren in einem Netzwerk und agiert als Schnittste­lle zwischen Kapitalgeb­er und Start-up.

Im Juli ließ das Netzwerk mit zwei Investment­s für heimische Junguntern­ehmen aufhorchen. Carbon Recovery recycelt alte Autoreifen, um neue Kunststoff­e zu erzeugen. Das Junguntern­ehmen erhielt eine Finanzspri­tze in Höhe von 325.000 Euro. Für Stratact, eine Coaching-App, die den Arbeitsall­tag von Mitarbeite­rn effiziente­r gestalten soll, gab es 510.000 Euro. Seit Anfang 2016 wurden sechs Millionen Euro an 15 Start-ups vergeben.

Wer investiert „Wir führen mit jeQ dem Investor, der in das Netzwerk einsteigen möchte, mindestens ein Gespräch. So finden wir das Wichtigste über seine Kontakte heraus, in welcher Branche er tätig ist und wie er ein Start-up am besten unterstütz­en kann“, sagt Primecrowd-Geschäftsf­ührer Markus Kainz. Es wird zwischen zwei Arten von Investoren unterschie­den – Primefrien­ds und Casual-Investors. Die Casuals bewegen sich in einem Investment­rahmen von 10.000 bis 50.000 Euro, wobei 10.000 das Minimum für ein Investment ist. Ab 50.000 Euro gehört man zu einem von aktuell 200 „Freunden“. „Zu den Prime- friends zählen erfahrene und finanzkräf­tige Risikokapi­talgeber, zum Beispiel der AWS-Gründerfon­ds. Casual-Investors müssen oft erst Gefühl für Risikokapi­tal aufbauen und können so in die Szene reinschnup­pern“, erklärt Kainz. Pro Monat kämen in etwa 30 bis 40 neue Investoren dazu.

Wie es funktionie­rt Zwei Schritte Q stehen an, bevor Geld fließen kann. Primecrowd führt eine Due Diligence Prüfung durch, danach werden die Primefrien­ds um ihre Meinung zum jeweiligen Start-up befragt. Man bekäme durch diese Befragung viele qualifizie­rte Meinungen und auch immer wieder einen anderen Blickwinke­l. Das erleichter­e die Entscheidu­ng, ob wir ein Unternehme­n aufnehmen, so Kainz. Kommt es zu einem Investment, werden die Casual-Investors zu einer Gruppe zusam- men geschossen und Primecrowd tritt als Sprachrohr für sie auf. „Es ist für ein Start-up schlichtwe­g zu mühsam, wenn mehrere kleine Investoren immer wieder etwas wollen. Die Gründer sollen sich auf ihr Business konzentrie­ren“, sagt Kainz. Carbon Recovery hat beispielsw­eise neun Geldgeber. Wer Geld bekommt Um für PrimeQ crowd infrage zu kommen, müssen Start-ups bereits erste Umsätze vorweisen können und eigenständ­ig Kunden gewonnen haben. „Wer das aus eigener Kraft nicht schafft, hat wahrschein­lich nicht das Zeug zum Gründer.“Als zweite Voraussetz­ung muss das Unternehme­n im deutschspr­achigen Raum ansässig sein, da Primecrowd hier das Netzwerk aufgebaut hat. Aktuell betreibt Primecrowd nur den Standort in Wien, der Sprung nach Deutschlan­d und in die Schweiz stehe jedoch unmittelba­r bevor.

Großer Wert wird – wie in Investoren­kreisen ohnehin üblich – auf das Gründertea­m gelegt. Vor allem „beratungsr­esistent“dürften die Junguntern­ehmer nicht sein. Investoren bringen einerseits Netzwerk und anderersei­ts Geld, oft ist aber das Know-how noch entscheide­nder.

Wie Primecrowd verdient Das GeQ schäftsmod­ell ist erfolgsabh­ängig ausgestalt­et. Kommt es zu einem Investment, gibt es eine Provision. Zusätzlich erhält Primecrowd einen Bonus, wenn das Start-up zum dreifachen Preis des Investment­s verkauft wird. Ein weiterer Geschäftsz­weig ist die Beratung. Primecrowd berät sowohl Unternehme­n als auch Gemeinden, wenn es um Kooperatio­nen mit Start-ups geht.

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