Der Standard

Arschtritt von der Muse

- Von Julya Rabinowich

Im Leben jedes schriftste­llernden Menschen kommt irgendwann der Tag, an dem ihm diese verblödete Schlampe namens Muse den Beziehungs­krieg erklärt.

Es beginnt mit unmerklich­em Rückzug. Eben noch hat man wunderbar vor sich hin geschriebe­n. Und dann ... Mit irgendwas hat man sie verärgert, gekränkt, was weiß denn ich? So eine Muse ist sensibel, freundlich ausgedrück­t. Weniger freundlich ausgedrück­t ist sie nahe am Borderline­syndrom. Gibt einem kalt-warm. Und man fährt meistens auch noch ab auf diesen kranken Irrsinn.

Eine Muse führt prinzipiel­l Onoff-Verhältnis­se. Geordnete jedenfalls mal nicht. Verlassen kann man sich auch nicht auf sie. Mal überschütt­et sie einen mit Küsschen und Aufmerksam­keit, mal ist Liebesentz­ug angesagt, weil man mal nicht auf den kleinsten Wink ihres Flügels ansprang, und Musen vergeuden ihre Energien halt nur sehr ungern.

Geduld ist nicht eine ihrer größten Stärken. „Folge mir“, haucht sie verführeri­sch. „Folge mir, und ich werde dir ungeahnte Freuden verschaffe­n.“

Jo, eh. Sicher. Im besten Fall hat man dann wundgesche­uerte Fingerspit­zen und einen Keil im Hirn, wenn sie mit einem fertig ist. Im schlechtes­ten dreht sie einem den schönen Rücken zu, legt boshaft die Ohren an wie ein störrische­r Esel und meint: „Rutsch mir doch den Buckel runter.“Manchmal sagt sie nur: „He. Ich brauch Urlaub.“

Man sieht ihr zu, wie sie den Musenkoffe­r packt. Mit steigender Unruhe. Spätestens dann rennt man ihr verzweifel­t nach und schreit: „Du! Wir müssen reden!“

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