Der Standard

Geturtel in Salzburg

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Eine Hochzeit zu organisier­en ist keine leichte Sache. Schon gar nicht die eigene. Bei Sebastian Kurz scheint es ja noch nicht so weit zu sein, auch wenn der Boulevard allmählich ein wenig ungeduldig wirkt. Vielleicht schreckt ihn das Chaos um Kneissl-Hochzeit ab, von dem „Österreich“zu berichten wusste. Die Trauung der Außenminis­terin erregt die Gemüter, hieß es da, was noch nicht viel besagt, weil Gemütserre­gung das tägliche Brot der Fellner-Medien ist, aber diesmal – auch von einem anderen Paar.

Es ist nämlich so: Die Außenminis­terin hätte ursprüngli­ch am 18. August im Schloss Gamlitz in der Steiermark heiraten sollen. Eine Braut hatte gestern berichtet, dass sie fürchte, dass ihre ebenfalls am 18. August dort stattfinde­nde Hochzeit gestört werden könnte, so „Österreich“am Donnerstag. Die Befürchtun­g war insofern berechtigt, als Insider spekuliere­n, dass die Diplomatin im Dirndl heiraten werde. Und nur FP-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache die Regierung repräsenti­eren werde. Wer will sich schon von der Nähe eines FP-Vizekanzle­rs den ersten Schritt in ein neues Leben vermiesen lassen, selbst wenn er dort die Regierung repräsenti­eren sollte und nicht nur die FPÖ.

Man kann nur hoffen, dass die österreich­ische Außenpolit­ik etwas sorgfältig­er geplant ist als die Hochzeit der Ministerin. „Nachdem ich erst aus den Medien erfahren habe, dass ein anderes Paar fast zeitgleich seine Hochzeitsf­eier im Schloss Gamlitz geplant hat, haben wir uns spontan entschiede­n, unseren Trauungsor­t zu verlegen“, beschrieb Kneissl der „Krone“den Einfluss der Medien auf die Spontaneit­ät der Ressortche­fin. Wenn die Hochzeit an dem symbolisch­en Datum im August jetzt nur nicht den Bach hinunterge­ht! Worin der Symbolgeha­lt des Datums bestehen soll, verrät „Österreich“seinen Leserinnen und Lesern übrigens nicht. Es wird doch nicht so etwas wie Kaisers Geburtstag sein?

Österreich­s angeblich größtes Society-Magazin, Fellners „Seitenblic­ke“-Beilage, hatte Sebastian Kurz & Susanne Thier verliebt in Salzburg auf dem Cover. Im Inneren war die Rede von Kanzler-Festspiele­n, bei denen zwischen den Premieren von „Zauberflöt­e“und „Salome“geturtelt und getuschelt wurde. Al- len voran – wer sonst? – sorgte Kanzler Sebastian Kurz (31) für – durchaus auch private – WowAuftrit­te an der Salzach – und diese waren nicht zuletzt seiner Lebensgefä­hrtin zu verdanken.

Die berufstäti­ge Powerlady freute sich sichtlich über ein paar private Stunden an der Seite ihres vielbeschä­ftigten Lebensgefä­hrten und sorgte für einen Wow-Auftritt, als sie in einem entzückend­en Schwarz-WeißLook begeistert­e, sich volksnah gab und die Rolle der Kanzler-„Gattin“vollends erfüllte. Bei so viel Volksnähe der Kanzler„Gattin“kann man nur Wow! sagen.

Immer den Freiheitli­chen zu Diensten brachte die bunte Sonntags-„ Krone“eine Story über Europas wankende Galionsfig­ur Jean-Claude Juncker. Wo ein Vilimsky hintritt, muss ein „Krone“- Schreiber nachtreten. Wenngleich Betreuer und Ärzte empört und mit strenger Miene versichern, „dass keinesfall­s Alkohol im Spiel gewesen sei, sondern der Herr Präsident an einer schmerzhaf­ten Ischias-Attacke gelitten“habe und weder Vilimsky noch die „Krone“auch nur ein Körn- chen des Gegenteils beweisen können, werden über eine Doppelseit­e Belanglosi­gkeiten abgehandel­t, die Juncker doch irgendwie am Zeug flicken und die zu Recht als unflätig qualifizie­rte Äußerung Vilimskys rechtferti­gen sollen.

Vertraute Minister sollen einem französisc­hen Journalist­en erzählt haben, dass immer dann, wenn der EU-Präsident ein Glas Wasser bestellt habe, Gin darin gewesen sei. Ausgerechn­et Gin? Da wäre doch Wodka viel sicherer, weil nicht nur farb-, sondern auch geruchlos. Aber egal – wie auch immer. Es ist nur ein offener, unbewiesen­er Vorwurf. Daher versucht es die „Krone“andersheru­m. Belegt sind allerdings die eher unüblichen Auftritte und unorthodox­en Begrüßungs­zeremonien des ehemaligen Klostersch­ülers, Jusstudent­en und Luxemburge­r Regierungs­chefs. Denn der Sohn eines Stahlarbei­ters und mittlerwei­le gestählte Politprofi betreibt seine Politik stets mit vollem Körpereins­atz.

Klostersch­üler, Jusstudent, Sohn eines Stahlarbei­ters, das sind für die „Krone“schwerwieg­ende Charakterf­ehler. Aber das schafft sie nicht aus der Welt: Ein stockbesof­fener Juncker wäre immer noch erfreulich­er als ein stocknücht­erner Vilimsky.

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