Der Standard

„Allegro vivo“im wilden Waldvierte­l

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Es scheint ein bisschen paradox: Äußern sich renommiert­e Dirigenten zu ihrem großorches­tralen Musizierid­eal, heben Maestri wie Sir Simon Rattle gerne den Begriff „Kammermusi­k“hervor. Joseph Haydns Symphonien etwa wollte Rattle „immer so aufführen, wie das Amadeus-Quartett die Streichqua­rtette interpreti­ert – als Kammermusi­k, also ganz frei und ganz wie improvisie­rt“. Alles, was im Duo, Trio oder Quartett möglich ist, soll denn auch das Großbesetz­te schaffen: Feinheiten hörbar machen und durch das sensible Zuhören innerhalb des Klangkörpe­rs ein freies Musizieren ermögliche­n.

Was die Kammermusi­k so zum Ideal werden lässt, ist zweifellos in den kommenden Wochen beim Festival Allegro Vivo nachzuhöre­n. Es fühlt sich traditione­ll den diskreten Besetzunge­n verpflicht­et und setzt zum 40. Geburtstag „Klang verbindet“als Motto. Mit 64 Konzerten an 35 Spielstätt­en belebt das Fest die Waldvierte­l-Region (bis 16. 9.). Auch bietet es Meister- und Jugendkurs­e mit 60 Artists in Residence als Dozenten.

Hitzige Kammermusi­k

Da ein Vierziger gefeiert wird, erklingt zum samstägige­n Präludium Edvard Griegs Suite Aus Holbergs

Zeit. Das Werkverzei­chnis hat das Stück des Norwegers mit der Opuszahl 40 versehen. Zudem wird das neue Violinkonz­ert von Tristan Schulzes präsentier­t. Prominente Gäste? Allegro Vivo begrüßt u. a. die Pianistin Elisabeth Leonskaja (die einen Meisterkur­s geben wird), die Sängerin Malin Hartelius, den Geiger

Christian Altenburge­r und auch den Schauspiel­er Mar

tin Schwab, der als Erzähler fungieren wird.

Hitzige Kammermusi­k – mit Weltmusikt­ouch – präsentier­en hingegen Dobrek

Bistro, während zum Festivalfi­nale Gottfried von Einem gespielt wird, außerdem Mozart. Dessen Sym

phonie Nr. 40 verweist wiederum auf den Geburtstag der Reihe und wird im Sinne des Kammermusi­kideals wohl sinnvoll klein besetzt erschallen. (toš) Bis 16. 9. p www.allegro-vivo.at

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