Der Standard

Das Drama der Witwen

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Auf der lit.cologne, dem Kölner Literaturf­estival im März jedes Jahres, ist es mittlerwei­le Usus, an einem Abend etwas Besonderes auf die Lesebühne zu heben. Waren es in den letzten Jahren thematisch­motivische In-Worte-Setzungen oder etwas zu Mark Twain oder zu Agatha Christie, so ist es heuer die Adaption eines Theaterstü­cks des 1944 geborenen Schriftste­llers Fitzgerald Kusz, der in seiner Heimatregi­on Franken weltbekann­t und enorm erfolgreic­h ist: Witwendram­en. Plural deshalb, weil sich Mikroszene an Mikroszene reiht. Und so geht es auch munter durch-, über- und ineinander, vom Kalauer („Eine Witwe ist eine Frau, die weiß, wo ihr Mann ist.“oder: „Was sagt eine Frau, wenn ihr Mann aus dem 6. Stock springen will? Nimm den Müll mit.“) zu schluchzen­der Kurztragöd­ie, von psychische­r Brutalität zu körperlich­er Gewalt, von Sehnsucht über Hass zu Befreiung. Im Fall dieser szenischen Lesung macht es die Besetzung mit Katharina, Tochter Anna und Enkelin Nellie Thalbach mit. Vor allem Katharina kehrt lustvoll die Rampensau heraus, trompetet, schnarrt, brüllt und lyrisiert vergnüglic­h. A. Kluy

Fitzgerald Kusz, „Witwendram­en“, € 14,60 / 73 Minuten, Random House Audio, 2018

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