Der Standard

Bebop, Bars & weißes Pulver

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Im Jahr 1948 prägte Jack Kerouac den Begriff Beat Generation. Abgeleitet bedeutete „beat“einerseits „besiegt“, „müde“und „herunterge­kommen“, anderersei­ts „euphorisch“, „seligmache­nd“und, abgeleitet vom Musikstil des Jazz, des Bebop, auch „im Rhythmus sein“. Ganz im Sinne der Avantgarde zeichneten sich die Beatniks, die Gruppe an Literaten, durch nonkonform­istische Lebensweis­e aus. Die letzten Poeten lebten spontan, chaotisch, stets kreativ. Als Vorläufer der Hippies lehnten sie konvention­elle Bürgerlich­keit ab, experiment­ierten mit Sexualität, Waffen, Drogen und Sprache. Als außergewöh­nlichen Glücksfall kann man die nun aus dem Orkus des Vergessens exhumierte Serie bislang unveröffen­tlichter Fotos von Burt Glinn (1925–2008) bezeichnen. Vier Jahre lang, von 1957 bis 1960, begleitete der junge Magnum-Reporter The Beat Scene. Auf grandiosen SchwarzWei­ß-Serien begegnet man dem bunten Kaleidosko­p des prosperier­enden Undergroun­ds: Kerouac, Ginsberg, Burroughs, Gregory Corso, Neal Cassady, LeRoi Jones, Barbara Moraff, Peter Orlovsky, aber auch befreundet­en, geistesver­wandten Malern, Schauspiel­ern, Galeristen, Musikern wie Lawrence Ferlinghet­ti, Gary Snyder, Willem de Kooning, Mimi Margaux, Ray Bremser, Frankentha­ler. Oszilliere­nd zwischen Boheme und Subkultur, Verweigeru­ng und dem Schrei nach Freiheit, nach Anerkennun­g. On the Road – mit Geheul! Last Exit: Sehnsucht. Zeitlos. Genial. Gregor Auenhammer

Burt Glinn, „The Beat Scene“. Mit einem Essay von Jack Kerouac. Vorwort von Sarah Stacke, Michael Shulman. € 28,– / 160 Seiten. RAP – Reel Art Press / Rare Art Press, London / New York 2018.

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