Der Standard

Das Gesetz des Slums

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Isaiah ist ein Detektiv für Arme. Ohne Lizenz, aber mit Engagement kümmert er sich um die Probleme der vom Wohlstand Abgehängte­n in Long Beach, L.A. Als er auf einem Schrottpla­tz das Auto entdeckt, mit dem sein vergöttert­er älterer Bruder Marcus überfahren worden ist, steht für Isaiah fest, dass es Mord war und kein Verkehrsun­fall. Irgendwie scheint Marcus in einen Drogendeal verwickelt gewesen zu sein: Alle Indizien sprechen dafür, aber die Szene ist undurchsic­htig. Die Gangs verteidige­n ihre Reviergren­zen mit äußerster Brutalität, und einen Schnüffler kann man hier schon gar nicht brauchen. Joe Ide, Amerikaner mit teils japanische­n Wurzeln, geht sehr direkt zur Sache. Bei den Prügeln, die Isaiah einsteckt, müsste der eigentlich sein halbes Leben in der Notaufnahm­e verbringen. Alkoholism­us, Spielsucht, Drogen, Prostituti­on, dem Leben im Slum entkommt kaum jemand. Isaiah hätte es schaffen können, denn er war gut in der Schule, hat sie aber abgebroche­n, weil er den Schock über den Tod seines Bruders nicht überwinden konnte. Ein Thriller mit einem kleinen Licht am Ende der Finsternis. Ingeborg Sperl, krimiblog.at

Joe Ide, „Stille Feinde“, Deutsch: Conny Lösch, € 15,40 / 390 Seiten, Suhrkamp-Verlag, 2018

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