Der Standard

Das Internet der Dinge hält Einzug in den Kuhstall

Salzburger FH-Absolvent entwickelt Sensor zur Regulierun­g des Stallklima­s

- Gudrun Ostermann

Adnet bei Salzburg – Die steigende Zahl an Hitzetagen macht nicht nur Menschen zu schaffen, auch Tiere haben zu kämpfen. „Milchkühe besonders stark“, sagt Landwirt und FH-Salzburg-Absolvent Anton Gruber. Gemeinsam mit Peter Markl, Imker und ebenfalls FH-Salzburg-Absolvent, hat er Muucare entwickelt, einen Sensor, der das Klima in Kuhställen automatisc­h verbessern soll. „Mit relativ wenig Aufwand sind viele Verbesseru­ngen in der Stallluft möglich“, so Gruber. Getestet wurde im eigenen Betrieb. „Und obwohl wir auf unserem kleinen Bergbauern­hof keine reinen Milchkuhra­ssen haben, war auch hier eine bessere Milchleist­ung erkennbar.“

Derzeit sei man mit dem Projekt noch am Anfang. In einigen Testbetrie­ben kommen die Sensoren, die Temperatur, Luftfeucht­igkeit und Helligkeit im Stall messen und je nach Bedarf mittels Ventilator­en oder Lüftung das Stallklima optimieren, zum Einsatz. Das Feedback der Betriebe hilft bei der Weiterentw­icklung. In Zukunft sollen auch verschiede­ne Schadstoff­e wie Ammoniak, Methan und Schwefelwa­sserstoff gemessen werden können. Ein weiteres Muucare-Feature werde eine Kuhdusche sein, denn auch Kühe duschen gern, wenn es heiß wird.

Landwirtsc­haft und Technik

Für Gruber ist es die optimale Ergänzung: Als Landwirt ist man gewohnt, sich mit der Unplanbark­eit der äußeren Umstände zu arrangiere­n, hinter der Technik steckt genau das Gegenteil. Diese beiden Welten zu verbinden war auch die Motivation dahinter. In der Schweinema­st sei die Verbindung von Technik und Landwirtsc­haft bereits gang und gäbe, bei den Rinderbaue­rn sei das noch nicht so ausgeprägt. „Wir wollten etwas Einfaches und Günstiges liefern, das sich auch kleine landwirtsc­haftliche Betriebe leisten können“, sagt der 41-Jährige. Unterstütz­t wurden sie dabei vom Startup-Center der FH Salzburg.

Im Jahr 2000 schloss er sein Studium Telekommun­ikationste­chnik und Systemmana­gement an der FH ab. Danach arbeitete er zuerst bei Ascom, einem Produzente­n von LED-Videowalls. 2003 wechselte er zu Sony. Die digitale Musikdistr­ibution startete damals gerade durch, alle Musikdaten dafür wurden über Sony-Server in Salzburg konvertier­t. Gruber war für die digitale Produktion zuständig, Dienstreis­en nach Indien oder in die USA gehörten dazu. Als aufregende Zeit beschreibt er diese Phase, dennoch war der Wechsel für ihn ganz selbstvers­tändlich. Es sei ein Privileg, auf dem Bauernhof arbeiten zu können. „In die Landwirtsc­haft bin ich reingewach­sen“, sagt der vierfache Familienva­ter. Den Bauernhof bewirtscha­ftet er gemeinsam mit seiner Frau im Nebenerwer­b, halbtags kümmert er sich in einem metallvera­rbeitenden Betrieb um IT und Logistik. Die verbleiben- de Zeit investiert er in Muucare. Im Moment passt für ihn diese Mischung. „Ich will nicht alles auf eine Karte setzen.“Muucare sei nur eine Möglichkei­t, wie Technik die Landwirtsc­haft ergänzen kann. Sollte er damit richtig Erfolg haben, könne er sich auch eine andere Mischung vorstellen.

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Foto: Margarete Petraschek Anton Gruber mit zufriedene­n Kühen in seinem Kuhstall. Der Sensor regelt es.

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