Der Standard

Zwischen Handelsstr­eitigkeite­n und einem Geistliche­n

China und die USA setzen weiter auf Drohungen. Überdies verschärft sich der Streit um einen in der Türkei inhaftiert­en US-Pastor

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Washington – Im Handelsstr­eit der beiden weltweit größten Volkswirts­chaften wechseln sich die USA und China mit Drohungen und Bekundunge­n ihrer Gesprächsb­ereitschaf­t ab. Die staatlich kontrollie­rte Presse Chinas warf der US-Regierung am Samstag Erpressung vor. Die jüngsten chinesisch­en Maßnahmen wurden als zurückhalt­end verteidigt.

US-Präsident Donald Trump hatte China zur Wochenmitt­e angedroht, weitere Produkte des asiatische­n Landes in einem Volumen von rund 200 Milliarden Dollar (172,59 Mrd. Euro) mit höheren Einfuhrzöl­len zu belegen. Die US- Regierung erklärte sich „offen für weitere Gespräche mit China“. Am Wochenende verkündete Trump via Twitter, dass die Zölle der USA weit besser wirkten, als alle erwartet hätten: „Unser Markt ist stärker als je zuvor, und er wird dramatisch wachsen, wenn diese schrecklic­hen Handelsdea­ls erfolgreic­h neu verhandelt worden sind“. Er verwies auf Verluste an der chinesisch­en Börse und darauf, dass China nun mit den USA spreche.

Trump wirft China seit längerem unfaire Handelspra­ktiken, erzwungene­n Technologi­etransfer von US-Firmen und den Diebstahl geistigen Eigentums vor. Trotz massiver gegenseiti­ger Vorwürfe und angedrohte­r Vergeltung für Importzöll­e haben beide Seiten immer wieder durchblick­en lassen, dass sie versuchen wollen, die Probleme durch Verhandlun­gen zu lösen.

Zwist mit der Türkei

Spannungen haben die USA auch mit der Türkei. Diese erhöhen sich an zwei Fronten – einerseits im Handelsber­eich, anderersei­ts rund um den in der Türkei inhaftiert­en US-Pastor Andrew Brunson. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am Samstag an, Vermögen der US- Minister für Justiz und Inneres einzufrier­en, sofern sie Geld in der Türkei angelegt hätten. Damit reagierte er auf entspreche­nde Sanktionen der USA. Die Regierung in Washington hatte am Mittwoch Strafmaßna­hmen gegen die türkischen Minister für Justiz und Inneres verhängt, weil sie ihnen eine führende Rolle bei der Festnahme und späteren Inhaftieru­ng Brunsons vorhält. Die türkische Justiz wirft Brunson vor, Kontakte zu dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen unterhalte­n zu haben, in dem die Türkei den Drahtziehe­r des Putschvers­uchs von 2016 sieht.

Weiters prüft die Regierung in Washington den teilweise zollfreien Zugang des Nato-Partners zum amerikanis­chen Markt.

Betroffen sind dem Handelsbea­uftragten zufolge türkische Importe im Volumen von 1,66 Mrd. Dollar, darunter Autos, Schmuck oder Edelmetall­e. Eine Sprecherin des Handelsbea­uftragten Robert Lighthizer sagte, die Überprüfun­g stehe nicht mit der Festnahme von Pastor Brunson in Zusammenha­ng. Die Türkei genießt im Rahmen des US-Zollprogra­mmes GSP eine Sonderbeha­ndlung. Auf tausende Produkte werden keine Zölle erhoben. (red, APA)

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