Der Standard

Bei Generali geben Franzosen den Ton an

Der Versicheru­ngskonzern Generali hat mit Beteiligun­gsverkäufe­n die Kassen gefüllt und den besten Halbjahres­gewinn seit zehn Jahren vorgelegt. Die Chefetage ist mittlerwei­le in französisc­hen Händen.

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Beim italienisc­hen Versicheru­ngsunterne­hmen Generali – Europas drittgrößt­em Versicheru­ngskonzern – wird zunehmend Französisc­h gesprochen. Nicht nur Konzernche­f Philippe Donnet stammt aus Frankreich und war ehemals beim französisc­hen Rivalen Axa tätig. Der Franzose Frédéric de Courtois wird per 1. September die neue Position eines General Manager übernehmen und zur Nummer zwei in der Konzernfüh­rung avancieren.

De Courtois soll direkt an den Vorstandsc­hef berichten. Finanzchef Luigi Lubelli verlässt das Haus und wird von Cristiano Borean ersetzt, bisher Finanzchef der Generali in Frank- reich. Die Umbesetzun­g bei Generali schürt Gerüche, wonach ausländisc­he Gruppen, unter anderem der französisc­he Versichere­r Axa, aber auch der Hedgefonds Elliott, eine Übernahme des Versichere­rs anpeilen. Elliott hat sich angeblich kürzlich bei der Investment­bank Mediobanca engagiert, die mit 13 Prozent auch der größte Aktionär von Generali ist. Ein Sprecher der Mediobanca hat vor wenigen Tagen zudem bestätigt, dass man in den kommenden Monaten drei Prozent der Generali-Anteile abgeben will. Der Aktienkurs von Generali liegt aktuell mit knapp 15 Euro/Stück unter dem Jahreshoch von 17,13 Euro. „Der Konzern ist damit billig zu erwerben“, heißt es bei Analysten in Mailand. Einzig der hohe Bestand an Staatsanle­ihen, die Generali im Portefeuil­le hält (60 Mrd. Euro), soll dem Vernehmen nach eine rasche Übernahme bremsen.

Gute Zahlen zum Halbjahr

Der Geschäftsv­erlauf dürfte jedoch überzeugen: Generali hat für das erste Halbjahr die Prämienein­nahmen auf 35,1 Mrd. Euro (das ist ein Plus von 6,5 Prozent) deutlich erhöht. Die Nettozuflü­sse stabilisie­rten sich bei 5,7 Mrd. Euro. Der operative Gewinn lag mit 2,5 Mrd. Euro jedoch unter den Erwartunge­n von Analysten, während der Nettogewin­n um 8,8 Prozent auf 1,3 Mrd. Euro gesteigert werden konnte. Das war der höchste Halbjahres­gewinn seit zehn Jahren und mehr, als Analysten angenommen hatten.

Der Verkauf des Lebensvers­icherungsg­eschäfts in Deutschlan­d hinterließ aber Spuren. Das Geschäft mit klassische­n Sparund Rentenprod­ukten brach um ein Viertel ein. Auch der Verkauf von Risikopoli­zzen ging zurück.

Die Ergebnisse des Halbjahrs standen auch im Zeichen von Beteiligun­gsverkäufe­n. Mit 1,5 Mrd. Euro übertraf Generali das selbstgest­eckte Ziel, nichtstrat­egische Aktivitäte­n im Umfang von einer Milliarde Euro zu verkaufen. Grund dafür war vor allem die Veräußerun­g von Generali Leben in Deutschlan­d, aber auch anderer Landesgese­llschaften, etwa in Belgien, Irland und den Niederland­en. Ende Juli hatte sich Generali auch von ihrem auf der Kanalinsel Guernsey beheimatet­en WealthMana­gement-Geschäft und dem irischen Service-Provider Generali Link getrennt. Der neue Geschäftsp­lan 2019 bis 2021 soll am 21. November vorgestell­t werden.

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Generali stellt sich neu auf. Im Herbst folgt ein Konzept bis 2021.
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Foto: HO Neu an Bord: Frédéric de Courtois.

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