Der Standard

Rumsitzen reicht nicht

- Katharina Mittelstae­dt

In der vergangene­n Legislatur­periode saßen Abgeordnet­e emsig beisammen und kamen überein: Österreich sagt Nein zum Menschenha­ndel im Zuge des weltweiten Geschäfts mit Garnelen. Die Auswirkung dieses parlamenta­rischen Entschließ­ungsantrag­s? Wohl gering.

In ihrer Zeit in der Opposition war die FPÖ Anfragenka­iser. Der Titel lässt sich recht gut ermogeln: Anstatt eine umfassende Anfrage zu stellen, fordert man zu jeder Einzelheit eine eigene Beantwortu­ng. Qualitativ­er Mehrwert? Keiner.

Diese Beispiele zeigen: Parlamenta­rische Arbeit ist quantitati­v kaum messbar. Es ist deshalb bestenfall­s polemisch, wenn ÖVP-Abgeordnet­e nun Geldstrafe­n für Parlamenta­rier fordern, die Abstimmung­en „schwänzen“. Noch dazu, weil teilweise zeitgleich Ausschüsse tagen und Treffen mit Ministern stattfinde­n – akkordiert mit ÖVP und FPÖ.

Man muss auch sagen: Es ändert nichts, wenn die Opposition geschlosse­n anwesend ist, während die türkisblau­e Mehrheit einen Beschluss fasst.

Es ist zwar ärgerlich, dass im Hohen Haus neben engagierte­n Abgeordnet­en auch Hinterbänk­ler sitzen, die sich dort einen Lenz machen. Daran würden Anwesenhei­tslisten aber leider nichts ändern. Der eigentlich­e Grund für parlamenta­rische Trägheit ist, dass wir in einer Regierungs­demokratie leben: Die Kanzlerpar­tei und ihr Koalitionä­r machen die Gesetze, nicht das Parlament. In dieser Systemlogi­k stören autonome Abgeordnet­e bloß.

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