Der Standard

KOPF DES TAGES

Actionheld auf diplomatis­cher Mission

- Noura Maan

Russland setzt beim Versuch, die Beziehunge­n zu den USA zu verbessern, auf jemanden, der den Umgang mit schwierige­n Gegnern gewohnt ist: Actionscha­uspieler Steven Seagal wird Moskaus neuer Sondergesa­ndter für humanitäre Beziehunge­n mit den USA. Auf sein bestes Argument muss er dabei allerdings verzichten, denn der Einsatz derber Gewalt ist in seinem neuen Fachgebiet nicht gefragt. Die Aufgaben des zum vierten Mal verheirate­ten, siebenfach­en Vaters umfassen, das Verhältnis zwischen Moskau und Washington „im humanitäre­n Bereich zu erleichter­n, inklusive Kooperatio­n in Kultur, Kunst und Jugendaust­ausch“.

Der ausgebilde­te Kampfsport­ler, der in Japan eine Kampfkunst­schule führte, ist für zahlreiche brutale Actionstre­ifen aus den 80er- und 90er-Jahren mit unzähligen Kampfseque­nzen bekannt, darunter etwa Nico, Hard To Kill, Under Siege (Alarmstufe: Rot) oder Flight of Fury (Unsichtbar­er Feind). Immer wieder wird in den Filmen das Bild des kriegerisc­hen Mannes propagiert, eines brutalen Helden, der sich meist allein erfolgreic­h durchschlä­gt. Mehrmals war er für den Negativpre­is Goldene Himbeere nominiert, für sein Regiedebüt On Deadly Ground (Auf brennendem Eis) wurde er als schlech- tester Regisseur ausgezeich­net.

Im russischen Präsidente­n Wladimir Putin, selbst begeistert­er Kampfsport­ler, sieht Seagal einen „der großartigs­ten lebenden Machthaber der Welt, wenn nicht den großartigs­ten“. Er verteidigt­e 2014 die Annexion der Krim, erhielt 2016 die russische Staatsbürg­erschaft (was ihm half, seinen beträchtli­chen Steuerschu­lden in den USA zu entgehen) und 2017 ein Einreiseve­rbot für die Ukraine.

Der 66-Jährige glaubt auch nicht an russische Einmischun­gen in die US-Wahl 2016: Die Idee, dass Putin damit etwas zu tun haben könnte oder die Russen über eine solche Technologi­e verfügen, sei „dumm“. Einig ist er sich hier also sowohl mit Putin als auch mit US-Präsident Donald Trump, der die Erkenntnis­se seiner Geheimdien­ste immer wieder infrage stellt. Weitere Gemeinsamk­eit: Viele Frauen beschuldig­en Seagal wie Trump sexueller Übergriffe.

Es ist offenbar nicht das erste Mal, dass Seagal für einen diplomatis­chen Posten im Gespräch ist: Putin hatte ihn einem Buzzfeed- Bericht zufolge 2015 als russischen Honorarkon­sul für Kalifornie­n und Arizona vorgeschla­gen. Die Reaktion der Regierung von Trump-Vorgänger Barack Obama: „Sie machen wohl Scherze.“

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Foto: AP Steven Seagal soll künftig zwischen Russland und den USA vermitteln.

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