Der Standard

Deutsch bringt Integratio­n

- Rosa Winkler-Hermaden

Die Zahl der Asylanträg­e geht massiv zurück. Im ersten Halbjahr wurden österreich­weit knapp 7000 Anträge gezählt, das sind so wenige wie zuletzt 2011. Ist die Streichung der Mittel für Deutschkur­se für Flüchtling­e daher die logische Konsequenz? Nein, ist sie nicht. Wie berichtet, empörten sich die Wiener Stadträte für Bildung und Soziales, Jürgen Czernohors­zky und Peter Hacker (beide SPÖ), über die Entscheidu­ng von Integratio­nsminister­in Karin Kneissl, die Finanzieru­ng einzustell­en. Wien muss nun nämlich tiefer in die Tasche greifen, um den Ausfall des Bundes zu kompensier­en. Noch immer befinden sich Tausende in der Grundverso­rgung. Laut Berechnung­en der Stadt sind statt 10.000 Kursplätze­n nur noch 7500 notwendig, angeboten können aber nur noch 5000 werden.

Immerhin hat die Bundeshaup­tstadt nun Argumente, wenn der nächste Vorwurf der miserablen Finanzgeba­rung kommt. Regelmäßig trommeln Politiker – vor allem der ÖVP – gegen Rekordvers­chuldung und Finanzmise­re.

Doch vielmehr muss sich die Bundesregi­erung selbst an der Nase nehmen. Auch wenn nun eine Bedarfserh­ebung für Deutschkur­se versproche­n wird, der Erhalt des sozialen Friedens scheint nicht oberste Priorität zu haben. Gerade Sprachkenn­tnisse erleichter­n Integratio­n. Eine Streichung kann nur als Nachhaltig­keitsprogr­amm für Wahlerfolg­e interpreti­ert werden: Bleiben die Probleme, bleiben auch die Wählerstim­men verunsiche­rter Bürger.

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