Der Standard

„Nicht benachteil­igt“

- Lisa Nimmervoll

Das Bildungsmi­nisterium sieht bei der Mittelzute­ilung keine Benachteil­igung von Schulen in Ballungsge­bieten.

Opake Politikfel­der haben auch Vorteile: Was im Dunkeln liegt, muss und kann man nicht groß diskutiere­n, eben weil es so undurchsic­htig ist. Das garantiert auch eine robuste Langlebigk­eit, die denen entgegenko­mmt, die von den Vorgängen hinter dem Vorhang der Öffentlich­keit profitiere­n. Die in föderalen Fallstrick­en verheddert­e Finanzieru­ng der Schulen ist so ein Fall.

Wenn nun eine Analyse des IHS aufzeigt, dass just die Schulen mit besonders herausford­ernden Rahmenbedi­ngungen – vor allem im städtische­n Raum (nicht nur Wien!) – zu wenig Mittel bekommen, dann reagieren viele schnell mit Angst und Empörung, dass eine Ressourcen­umverteilu­ng zu den besonders ge- und überforder­ten „Brennpunkt­schulen“ihr eigenes Kind besonders belasten könnte.

Das ist zwar irgendwie verständli­ch, weil alle Eltern für ihr Kind das Beste wollen, aber auch kurzsichti­g, weil die Welt jenseits der eigenen Schule nicht aufhört. Eigentlich fängt sie dort erst richtig an, wo Kinder mit weniger Geld, weniger Bildung, weniger Sprache, weniger Lebens-, ja, oft auch weniger aktiven Elternress­ourcen in einem sehr buchstäbli­chen Sinn bestmöglic­h für das Leben vorbereite­t werden sollen. Futterneid gegenüber diesen „Brennpunkt­kindern“ist also unangebrac­ht: Denn sollte es wirklich einmal brennen, dann brennt mit großer Wahrschein­lichkeit nicht nur das Leben dieser Kinder. Dann wird sich auch die Gesellscha­ft, in der sie leben, schmerzhaf­te Brandblase­n holen.

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