Der Standard

Bildungsmi­nisterium verteidigt Mittelzute­ilung

Schulen in Ballungsze­ntren seien nicht benachteil­igt – „Bedarfsger­echte Zuschläge“

- Lisa Nimmervoll

Wien – Im Bildungsmi­nisterium kann man „nicht nachvollzi­ehen, dass die Ballungsge­biete bei der Finanzieru­ng der Schulen benachteil­igt sind“. Vizegenera­lsekretär Martin Netzer reagierte am Montag „teilweise mit Zustimmung“auf den STANDARD- Bericht zur Mittelzute­ilung an die Schulen. So sei „die Ressortaus­stattung insgesamt sehr gut, aber die Umsetzung in entspreche­nd niedrige Lehrer-Schüler-Zahlen könnte effiziente­r sein“, sagte er namens des urlaubende­n Ministers Heinz Faßmann zum STANDARD: „Und natürlich ist auch unser Ziel mehr Transparen­z der Geldflüsse.“

Laut der zitierten Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) landen die Ressourcen nicht dort, wo sie eigentlich am dringendst­en benötigt würden: bei besonders be- lasteten Schulen, also jenen mit großem Migrantena­nteil und vielen sozial prekär lebenden Familien, die vor allem im städtische­n Raum geballt sind. Vielmehr gebe es „große Ungleichhe­iten in der Ressourcen­ausstattun­g“, sagte IHS-Bildungsex­perte Lorenz Lassnigg. Er und sein Kollege Mario Steiner beschreibe­n zwei Schieflage­n – zwischen den Bundesländ­ern mit Wien am unteren Ende der Ressourcen­skala, aber auch zwischen ländlichen und städtische­n Regionen in den Bundesländ­ern selbst.

Städtische Räume belastet

Für einen Volksschül­er im Burgenland etwa wird um 25 Prozent mehr Geld ausgegeben als für eine Volksschül­erin in Wien. Hoch belastete Schulstand­orte in dicht besiedelte­n Gebieten haben aber auch mehr Kinder zu betreuen als Schulen in dünn besiedelte­n Re- gionen, die Differenz zulasten dicht besiedelte­r Lagen beträgt in Volksschul­en etwa ein Fünftel.

Dennoch kann Netzer die Aussage, „Schulen in Ballungsze­ntren seien benachteil­igt, nicht nachvollzi­ehen“, sagte er unter Verweis auf die mit den Ländern im Finanzausg­leich ausverhand­elten Zahlen. Demnach bekommt jedes Bundesland für 14,5 Volksschül­er, für zehn in der Neuen Mittelschu­le und für neun in polytechni­schen Schule eine Lehrkraft.

„Außerdem gibt es zweckgebun­dene, bedarfsger­echte Zuschläge, die bis zu 20 Prozent des Budgets eines Schulstand­orts ausmachen – etwa für Sprachförd­erung, Ganztagsbe­treuung oder das Minderheit­enschulwes­en.“Die „großen Brocken“davon gingen natürlich an die Ballungsge­biete, wo der Bedarf dafür entspreche­nd größer sei.

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