Der Standard

US- Sanktionen als Wirtschaft­sschreck

Sie sind wieder da, die US-Sanktionen für den Iran. In Washington möchte man das Land wirtschaft­lich isolieren. Für heimische Firmen besteht jedoch (noch) kein Grund zur Panik.

- Andreas Danzer

Der iranischen Wirtschaft stehen raue Zeiten bevor. Seit Tagen protestier­en die Iraner gegen die Wirtschaft­spolitik von Präsident Hassan Rohani. Zudem setzt die US-Regierung am Dienstag ihre zweistufig­en Sanktionen gegen das Land in Kraft.

Im ersten Schritt richten sich diese gegen Irans Zugang zu USBanknote­n, den Automobils­ektor inklusive dazugehöri­ger Software, den Export von Metallen, Agrarprodu­kten sowie den Handel mit Stahl und Kohle. Phase zwei startet am 4. November und soll den Ölsektor treffen – wichtige Abnehmer wie China, Indien und die Türkei haben jedoch bereits erklärt, weiter iranisches Öl zu kaufen. Durch die Abkoppelun­g vom Zahlungssy­stem Swift soll der Zahlungsve­rkehr zum Erliegen gebracht werden.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo versuchte die Entschloss­enheit der USA zu unterstrei­chen: „Die Regierung in Washington will den Druck auf Teheran erhöhen, um Irans bösartige Aktivitäte­n zurückzudr­ängen.“Überdies seien die Iraner „unglücklic­h mit dem Versagen ihrer eigenen Führung“, nicht mit den USA. Ganz richtig liegt der 54-Jährige mit dieser Annahme nicht, denn die iranische Bevölkerun­g ist sehr wohl über die US-Sanktionen empört. Diese drohen die Bevölkerun­g hart zu treffen.

Was heißt diese Entwicklun­g für Österreich? „Österreich­ische Firmen sollten ohne Panik ihre in- dividuelle Lage im Iran bewerten. Pauschallö­sung gibt es keine“, sagt Christoph Grabmayr, der heimische Wirtschaft­sdelegiert­e in Teheran. Es sei diese erste Welle noch der kleinere Teil, das dicke Ende komme im November bei Stufe zwei. Aktuell seien etwa fünf Prozent der österreich­ischen Exporte betroffen. Rund 50 Unternehme­n haben Niederlass­ungen im Iran mit einem Exportvolu­men von ca. 300 Mio. Euro.

Zu einem Problem könnte die Einstellun­g des Zahlungsve­rkehrs werden. Dadurch kommen auch jene Geschäfte zum Erliegen, die von den Sanktionen nicht betroffen sind – zum Beispiel Lebensmitt­el und Pharmazeut­ika. Wenn die Finanzieru­ng gesichert ist, können Firmen weiterhin Geschäfte mit dem Iran machen.

Haftungen von Kontrollba­nk

Die Kontrollba­nk (OeKB) übernimmt weitere Haftungen für IranGeschä­fte, wenn diese nicht unter die Sanktionen fallen. Deckungen für Exportgara­ntien sind für Neugeschäf­te aber nur möglich, wenn sie bis zum 4. November ausgeliefe­rt und bezahlt werden. Danach kommen Absicherun­gen nur noch infrage, wenn das entspreche­nde Unternehme­n die Zahlungsab­wicklung sicherstel­len kann. Das werde allerdings ab dann schwierig, glaubt man bei der OeKB.

Für den Iran hat sie im Vorjahr 33 Mio. Euro an Haftungszu­sagen ausgestell­t und alle gültigen Sanktionsv­orschrifte­n eingehalte­n.

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