Deutsche Industrie fährt im Rückwärtsgang
Auftragsminus war im Juni so groß wie seit Anfang 2017 nicht – Verunsicherung wegen Zollstreits mit USA
Berlin – Der deutschen Industrie sind die Aufträge im Juni so stark weggebrochen wie seit rund eineinhalb Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft ist um vier Prozent im Vergleich zum Vormonat geschrumpft, teilte das Wirtschaftsministerium am Montag in Berlin mit. Ökonomen hatten einen Rückgang um 0,4 Prozent erwartet, nach einem Plus im Mai von 2,6 Prozent.
„Bei der Entwicklung dürften auch Verunsicherungen durch die Handelspolitik eine Rolle gespielt haben“, erklärte das Ministerium mit Blick auf den Zollstreit mit den USA. „Der Auftragsbestand ist weiterhin sehr hoch und das Geschäftsklima trotz Eintrübung noch deutlich positiv.“
Die Auslandsnachfrage fiel im Juni um 4,7 Prozent. Dabei nahmen die Bestellungen aus der Eurozone um 2,7 Prozent ab, das Geschäft mit dem Rest der Welt um 5,9 Prozent. Die Inlandsnachfrage schrumpfte ebenfalls, und zwar um 2,8 Prozent.
Der Auftragsrückgang im Juni zeigte sich in allen wichtigen Bereichen. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern lag der Auftragseingang laut Statistischem Bundesamt um 2,3 Prozent niedriger als im Vormonat. Bei den Herstellern von Investitionsgütern gab es demnach einen Rückgang von 4,7 Prozent. Im Bereich der Konsumgüter fielen die Aufträge um 4,5 Prozent. Im Jahresvergleich zeigte sich ebenfalls eine enttäuschende Entwicklung. In dieser Abgrenzung fiel der Auftragseingang im Juni um 0,8 Prozent. Hier hatten Analysten einen Zuwachs um 3,4 Prozent erwartet.
Viele Ökonomen gehen davon aus, dass der Aufschwung in Deutschland den Höhepunkt hinter sich hat. Viele Fachleute und Forschungsinstitute haben deshalb und auch wegen Risiken durch den Handelsstreit mit den USA ihre Konjunkturprognose für 2018 auf knapp zwei Prozent gesenkt. (Reuters)