Schaeffler kauft Technologie
Der deutsche Auto- und Industriezulieferer Schaeffler will sich mit einem Zukauf auf dem Wachstumsfeld autonomes Fahren nach vorn katapultieren.
Herzogenaurach – Schaeffler übernimmt von Paravan, einem deutschen Spezialanbieter für Behindertenfahrzeuge, dessen Technologie für die rein elektronische Lenkung von Fahrzeugen (Driveby-Wire). Wie Schaeffler und Paravan mitteilten, handelt es sich um das einzige System, das weltweit über Straßenzulassungen verfügt.
Schaeffler erhofft sich vom Einsatz in großem Stil Schub beim autonomen Fahren, denn die Sicherheitsanforderungen an selbst- fahrende Autos sind hoch. „Unser Fokus ist erst mal das Pkw-Geschäft, aber diese Technologie lässt sich auch woanders einsetzen“, sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld. Details wollte er nicht nennen.
Das Familienunternehmen Paravan mit rund 180 Mitarbeitern ist den Angaben zufolge Weltmarktführer für behindertengerechte Fahrzeuge. Gründer Roland Arnold entwickelte eine Technologie namens Space Drive, mit der Menschen, die wegen einer körperlichen Einschränkung das Lenkrad nicht bedienen können, ihr Fahrzeug rein elektronisch via Joystick steuern. Rund 7000 entsprechend von Paravan umgerüstete Wagen sind nach Firmenangaben weltweit mit behördlicher Zulassung im Einsatz.
Autonom fahrende Testflotten vieler Autobauer bestehen meist nur aus wenigen Dutzend Fahrzeu- gen, die über begrenzte Ausnahmegenehmigungen verfügen. Per Computer gesteuerte Pkws und Nutzfahrzeuge gelten als Milliardenmarkt. Autobauer und Zulieferer machen große Anstrengungen, um im Rennen um die Mobilität der Zukunft führend zu sein.
Wie Schaeffler und Paravan weiter mitteilten, gründen sie ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem Schaeffler 90 Prozent besitzt. Paravan-Gründer Arnold, der die restlichen zehn Prozent hält, werde einer von mehreren Geschäftsführern. Wie viel Geld für den Kauf der Technologie fließt, wollten beide Firmen nicht verraten. „Die Transaktion passt perfekt in unsere Strategie“, sagte Schaeffler-Chef Rosenfeld. Der Familienkonzern mit 90.000 Mitarbeitern hatte angekündigt, sich über kleinere Zukäufe zwischen 100 und 500 Millionen Euro technologisch verstärken zu wollen. (Reuters)