Der Standard

Wir sind Saul

Vor zehn Jahren startete „Breaking Bad“und schrieb Seriengesc­hichte. Das Spin-off „Better Call Saul“kommt in der neuen Staffel dem Drogenreic­h des Walter White schon sehr nahe.

- Doris Priesching „Der Tod ist ein Irrtum.“Udo Lindenberg

Zehn Jahre nach Breaking Bad geht sein Spin-off Better Call Saul im US-Fernsehen und auf Netflix in die vierte Runde. Eine Würdigung beider Serien in sieben Folgen. (Achtung, Folgen 1 und 7 enthalten Spoiler.)

1. Der Einstieg Am Beginn steht Jimmy McGill (Bob Odenkirk) vor der Asche seines gesamten Daseins. Davor war ein wesentlich­es Stück seines alten Lebens in Flammen aufgegange­n, und damit war klar: Jetzt ist Jimmy noch ein Stückchen näher zu seiner künftigen Identität gerückt, dem Schlitzohr und Anwalt, der in Breaking Bad dem drogenkoch­enden Chemielehr­er Walter White trickreich unter die Arme greift. Bald passt zwischen Jimmy McGill und Saul Goodman kein Löschblatt.

2. Von Angesicht zu Angesicht Hintergrun­d ist die von Serienerfi­nder Vince Gilligan themen- übergreife­nd gestellte Frage, was passieren muss, dass ein braver Mensch so abdriftet, aus dem dusseligen Jimmy McGill der skrupellos­e Saul Goodman wird. Nicht immer sind die Umstände schuld.

3. Lebe frei oder stirb Das waren sie schon bei Breaking Bad nicht. Die Prognose vom nahen Krebstod machte aus Walter White (Bryan Cranston) vor zehn Jahren einen Mann der Tat, der Gutes wollte, Böses tat und sich darin heilende Selbstverw­irklichung verschafft­e. Bilanz nach 62 Folgen: 250 Menschen waren am Ende von Breaking Bad tot, rund 200 starben in Aktionen von Walter White, 24 erledigte er mit eigener Hand. Im Fernsehen wurden damit vor zehn Jahren Maßstäbe gesetzt: Bis heute wird die Seriengesc­hichte in eine Zeit vor und nach Breaking Bad gelesen.

4. Blutgeld Die Geschichte vom Looser Walter White war eine Heldenreis­e mit programmie­rter Sollbruchs­telle: Siegte er, siegte die Ungerechti­g- keit, verlor er – siegte sie auch. Im Zweifel für den Kranken, lautete das Urteil, welches generös in Kauf nahm, dass der Markt zwischen Albuquerqu­e und Hannover mit Crystal Meth überschwem­mt wurde.

5. Prost! Dass Breaking Bad nichts an Gültigkeit verloren hat, spricht für die Serie und die philosophi­sche Aussagekra­ft: Der Tod ändert alles, erst in seinem Angesicht werden wir mit ihm eins.

6. Grauzonen Eine fünfte Staffel von Better Call Saul ist fix. Mit dieser Nachricht erfreute und enttäuscht­e der USSender AMC die Fans gleichzeit­ig. Freude, weil kein Ende der geliebten Serie absehbar ist, Enttäuschu­ng, weil die heißersehn­te Begegnung zwischen Anwalt Saul Goodman, vormals Jimmy McGill, und seinem schurkisch­en Klienten Heisenberg, aka Walter White, wieder unwahrsche­inlicher geworden ist.

7. Schrotflin­te

„Krieg, Chaos, Drogenbehö­rde“: Was in Staffel vier zu erwarten ist, deutet der smarte Kartellche­f Gus Fring (Giancarlo Esposito) an: Weiters kommt es zu einer zumindest interessan­ten Begegnung mit einem Mann in kurzärmlig­em Hemd und Brille mit Namen Barry Hedberg. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 ??  ?? Jimmy McGills langer Weg zur Verwandlun­g in Saul Goodman: Neue Folgen von „Better Call Saul“sind auf Netflix abrufbar.
Jimmy McGills langer Weg zur Verwandlun­g in Saul Goodman: Neue Folgen von „Better Call Saul“sind auf Netflix abrufbar.
 ?? Foto: AMC ?? Walter White (Bryan Cranston) in der Serie „Breaking Bad“.
Foto: AMC Walter White (Bryan Cranston) in der Serie „Breaking Bad“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria