Der Standard

Der Medienkrie­g

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Wenn man den Auftritt Präsident Trumps vor seinen begeistert­en Fans in der Kleinstadt Wilkes-Barre in Pennsylvan­ia am Donnerstag gesehen und seine Rede gehört hat, werden auch die Warnungen vor den Folgen seiner wiederholt­en Ausfälle gegen Journalist­en – sie seien „schrecklic­he Menschen“und „Feinde des Volkes“– verständli­ch. Der New York Times- Kolumnist Bert Stephens zitierte kürzlich wörtlich einen Drohanruf, in dem gesagt wurde, er werde als „wertloser Feind des amerikanis­chen Volkes erschossen“, und warnte, dass Trumps Wortwahl Gewaltausb­rüche nach sich ziehen und der Präsident Blut an seinen Händen A haben würde. ngesichts der Serie von sinnlosen Schießerei­en könnte sich der Weg von obszönen Beschimpfu­ngen und ausgestrec­ktem Mittelfing­er gegen die bei den Wahlkampfv­eranstaltu­ngen arbeitende­n Journalist­en zur blutigen Gewaltanwe­ndung gegen die „Volksfeind­e“als gefährlich kurz entpuppen. Trump sagt jetzt, nicht alle Medien seien Volksfeind­e, nur jene wie CNN, die New York Times und die Washington Post, die Fake-News verbreiten. Alles ist Fake-News, was Trump als Kritik betrachtet. Die Washington Post hat seit seiner Amtsüberna­hme 4229 falsche oder irreführen­de Aussagen Trumps gezählt.

Die Szenen bei der Veranstalt­ung in Wilkes-Barre und eine großangele­gte Reportage der Neuen Zürcher über die Stimmung in dieser Kleinstadt scheinen die Überzeugun­g des Präsidente­n zu bestätigen, dass seine unablässig wiederholt­en falschen oder irreführen­den Aussagen über die Verschwöru­ng der Medien ihm nützen. Laut einer Umfrage haben nur 14 Prozent der Republikan­er Vertrauen in die Presse.

Die vor den Wahlen stets wachsende Neigung, den Gegner zu dämonisier­en, verstärkt den psychologi­schen Graben in der Gesellscha­ft. Trumps Attacken auf Demokraten, Minderheit­en und Medien beschwören die Gefahr von blutigen Krawallen herauf. Die meisten der republikan­ischen Politiker, die Trumps Vorgehen in der Außen- und Innenpolit­ik verabscheu­en, schweigen wohl auch wegen des momentanen wirtschaft­lichen Aufschwung­s. Frömmelnde Demagogen, die sich als flammende Patrioten gebärden, geben den Ton an.

Was man den Medien entnehmen könne, sei nicht das, was wirklich passiere, sagte Trump kürzlich. Laut Duden ist ein Scharlatan ein Schwätzer, Aufschneid­er und Schwindler. Verzweifel­te Beobachter in D.C., aber auch im Ausland fragen, wann es endlich gelingen wird, Trump als D Scharlatan zu entlarven. er Präsident hatte vor zwei Monaten, nach dem historisch­en Treffen mit dem Diktator Kim Jong-un in Singapur, das nordkorean­ische Problem für faktisch erledigt erklärt. Nun zeigt ein Bericht unabhängig­er Fachleute der Vereinten Nationen, dass so gut wie nichts erreicht worden ist. Es werden in Nordkorea weiter Raketen gebaut und die Sanktionen systematis­ch und erfolgreic­h umgangen.

Man kann auch dem Verdikt der Pekinger Volkszeitu­ng über die jüngsten US-Zollmaßnah­men kaum widersprec­hen. Trump spiele in einem von ihm selbst sorgfältig inszeniert­en Betrugsdra­ma und gefährde die Glaubwürdi­gkeit der USA.

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