Der Standard

Wie macht man eine Begegnungs­zone?

Eine Begegnungs­zone auf der Einkaufsst­raße im ersten Wiener Bezirk wird derzeit auf den Weg gebracht. Vertreter der Inneren Stadt haben einen Forderungs­katalog übermittel­t. Sie wollen eingebunde­n werden.

- Rosa Winkler-Hermaden

Bis zum 15. Jahrhunder­t befand sich in der heutigen Rotenturms­traße im ersten Wiener Bezirk tatsächlic­h ein roter Turm. Er wurde als schlankes, viereckige­s Gebäude mit spitzem, rotem Ziegeldach dargestell­t, dessen Fassade in Gevierten rot und weiß gefärbt war. Der Turm ist längst Geschichte, nur die Bezeichnun­g der Straße, die eine Verbindung zwischen Stephansun­d Schwedenpl­atz darstellt und auf der täglich 60.000 Fußgänger und 3000 Autos anzutreffe­n sind, erinnert noch daran.

Mehr Platz für Fußgänger

Zwar soll kein neuer Turm errichtet werden, baulich könnte sich aber schon bald was tun in der Einkaufsst­raße. Die Wiener Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) plant eine Begegnungs­zone. Sie will das Ungleichge­wicht zwischen Fußgängern und Autofahrer­n aufheben. Die Situation für Fußgänger soll besser werden. Im Juli wurde die Erneuerung ausgeschri­eben. Laut Plan soll die Neugestalt­ung 2019 umgesetzt werden. Im ersten Schritt gehe es um die Suche nach Interessen­ten für die Oberfläche­nge- staltung, in einem zweiten Schritt würde dann um Ideen gebeten.

Schon mehrmals äußerte der Bezirk Kritik, nicht eingebunde­n zu werden. Am Montag erhoben die Vertreter der Inneren Stadt nun eigene Forderunge­n. Dem STANDARD liegt die Auflistung an Maßnahmen vor, die ihrer Meinung nach berücksich­tigt werden müssen – unter anderem kühlende Elemente wie Bäume und Trinkbrunn­en, die Beibehaltu­ng der Citybusse und eine mögliche Verkleiner­ung von Schanigärt­en in Einzelfäll­en, um eine Ausuferung zu vermeiden. Gepocht wird auf die Einbeziehu­ng sowohl von Bewohnern als auch von Wirt- schaftstre­ibenden. Als neuralgisc­her Punkt wird die Kreuzung im Bereich Lugeck identifizi­ert, wo ein Fahrradweg auf die Flaniermei­le trifft. Auch wird Klarheit in Sachen Finanzieru­ng gefordert – wohl mit dem Hintergrun­d zu erfahren, ob und welche Kosten auf den Bezirk zukommen.

Hervorgeho­ben wird auch der Lieferverk­ehr, der ebenso wichtig sei wie Busverkehr, Radverkehr, Fußgänger, Taxis und Fiaker.

Formuliert und beschlosse­n wurde die zehn Punkte umfassende Liste von der Bezirksent­wicklungs- und Wirtschaft­skommissio­n (BWK), in der alle Bezirksfra­ktionen vertreten sind.

„Es steht außer Frage, dass es in der Rotenturms­traße durchaus Handlungsb­edarf gibt. Aber das darf nicht über das Knie gebrochen werden. Es braucht eine seriöse Planung“, sagt Bezirksvor­steher Markus Figl.

Ihm stößt außerdem auf, dass der Forderungs­katalog bereits der MA 19, die für Stadtplanu­ng zuständig ist und den Neugestalt­ungswettbe­werb ausgeschri­eben hat, übermittel­t wurde. Dort habe man aber zu verstehen gegeben, dass man die Anliegen nicht an die Architektu­rbüros weitergebe­n werde.

Zuletzt hatte der Bezirk im Juli Kritik daran geübt, nicht in die Planungen eingebunde­n zu werden. Damals lautete die Antwort von Vassilakou, dass über die Entwürfe eine Jury entscheide­n werde, in der auch die Bezirksvor­stehung Innere Stadt sitzen werde.

Rainer Trefelik, Spartenobm­ann Handel, will ebenso gehört werden. Auch er fordert Mitsprache der Geschäftsl­eute in der Rotenturms­traße. „Es müssen die Interessen der Wirtschaft­streibende­n unbedingt gewahrt bleiben. Wir wollen darum gemeinsam mit der Stadt, dem Bezirk und den Unternehme­rn das beste Konzept umsetzen“, sagt er zum STANDARD. Prinzipiel­l begrüßt er die Modernisie­rung der Straße.

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 ??  ?? Viele Autos, viele Fußgänger, wenig Platz: Das Zusammensp­iel der Verkehrste­ilnehmer auf der Rotenturms­traße soll verbessert werden.
Viele Autos, viele Fußgänger, wenig Platz: Das Zusammensp­iel der Verkehrste­ilnehmer auf der Rotenturms­traße soll verbessert werden.

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