Der Standard

Schöner Döner

-

Die Wiener Linien haben schon ein Händchen, wenn es darum geht, ihr treues p. t. Publikum zu kränken. Um einen Fahrgast (bitte selbst gendern) darzustell­en, der sich unauffälli­g verhält und U-Bahn fährt, ohne gleichzeit­ig einen Stinkekas zu verzehren oder Ravels Boléro, letzter Teil, durch den Zug dröhnen zu lassen, musste man aufs Tierreich zurückgrei­fen. Herzige weiße Schaferln sind wir, die wir uns brav von A nach B transporti­eren lassen. Danke auch recht schön, liebe Idee.

Und wo weiße Schaferln sind, ist auch das schwarze nicht weit, so will es eben unsere biblische Bilderspra­che. Wobei der Bibelfeste weiß, dass Jakob, der Stammvater Israels, gerade die schwarzen (und bunten und gefleckten) Schafe (und Ziegen) aus der Herde Labans pickte und darauf seinen späteren Reichtum gründete (1. Mose 30:32). Echt wahr!

Auch deshalb, liebe Rassismusp­olizei, zurück in die Kasernen. Und das schwarze Schaf auf dem Wiener-Linien-Plakat, das ausgestoße­n wird, isst zwar Döner, aber heißt Rudi, nicht, sagen wir, Mustafa. Rudi könnte auch Leberkäse essen, aber das reimt sich nicht auf „schöner“, und ja, von einer großen lyrischen Begabung der Wiener-Linien-Werber kann man wohl nicht sprechen. Aber das ist ausbaubar: „feiner/Käsekraine­r“wird etwa auf Facebook gedichtet. Wobei mir als Reim auf Leberkas ein Wort einfällt, das ich, weißes Schaferl, das ich bin, natürlich nicht im Einserkast­l schreibe.

Newspapers in German

Newspapers from Austria