Der Standard

Aufsicht soll von Nationalba­nk gesteuert werden

FMA könnte unter Dach der OeNB wandern – gemeinsame Steuerung angedacht

- Renate Graber

Wien – Der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) stehen tiefund ergreifend­e Veränderun­gen bevor. Zunächst, am 22. August, wird die Regierung das neue Präsidium des Generalrat­s bestellen; der nächste Präsident soll von der FPÖ, der Vizepräsid­ent von der ÖVP kommen. Als Präsident wird derzeit der ehemalige Universitä­tsprofesso­r und WeltbankMa­nager Robert Holzmann gehandelt; er wäre, wie berichtet, auch in der OeNB willkommen.

Abseits von Personalen­tscheidung­en steht auch noch die Aufsichtsr­eform an, die sich schon die letzte Regierung vorgenomme­n hatte. Derzeit sind die Agenden rund um die Beaufsicht­igung von Banken und anderen Spielern auf dem Finanzmark­t aufgeteilt – zwischen Finanzmark­taufsichts­behörde FMA und OeNB. Sie führt, im Auftrag der FMA, Vorortprüf­ungen durch. Die FMA hat Behördenst­atus, kann Vorschrift­en und Bescheide erlassen und auch Verwaltung­sstrafen verhängen.

Die Arbeitstei­lung der beiden Institutio­nen sorgt immer wieder für Debatten und Reformplän­e, von Reibungsve­rlusten und Einsparung­spotenzial spricht auch der Rechnungsh­of. Die einen wollen die Aufsicht daher ganz der OeNB, die anderen ganz der FMA zuschlagen, auch Mischforme­n stehen zur Debatte. Was die Sache erschwert: Die Aufgaben der FMA sind im Finanzmark­taufsichts­behördenge­setz (FMABG) fixiert, Änderungen bedürfen der Verfassung­smehrheit.

Gemeinsame Steuerung

Die derzeit gerade kolportier­te Reformvari­ante soll diese Hürde der Zweidritte­lmehrheit umgehen und sieht so aus: Die FMA könnte als Ganzes unters Dach der OeNB wandern – alle Aufsichtsa­genden würden von einem gemeinsame­n Steuerungs­gremium geleitet werden. Dieses würde mit dem in der OeNB für die Bankenaufs­icht zu- ständigen Direktoriu­msmitglied und dem FMA-Vorstand geleitet werden. Derzeit ist in der OeNB Direktoriu­msmitglied Andreas Ittner (ÖVP) für die Aufsichtsa­genden verantwort­lich. Die FMA hat zwei Vorstandsm­itglieder: Helmut Ettl (SPÖ) und Klaus Kumpfmülle­r (ÖVP). Bei dieser Steuerungs­variante wäre die Aufsicht also organisato­risch bei der OeNB konzentrie­rt; ÖVP und FPÖ kämen im Parlament ohne Stimmen von Neos oder SPÖ aus.

Vielleicht ist diese Variante aber auch schon wieder vom Tisch, im Finanzmini­sterium wollte niemand Stellung nehmen. Inoffiziel­l ist zu hören, dass sich die Stimmung zuletzt gedreht habe und die Aufsicht aus Transparen­z- und Kostengrün­den doch ganz bei der FMA landen könnte. In jedem Fall solle die Aufsicht mehr „Servicecha­rakter“bekommen und rechtsverb­indliche Auskünfte erteilen können. Im Gegenzug sollen die Strafen bei Zuwiderhan­deln verschärft werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria