Was nach dem Brexit passiert
Der 2019 anstehende Brexit stellt das ETS-System vor eine weitere Herausforderung. Großbritannien ist nach Deutschland der zweitgrößte Treibhausgasemittent der EU, mehr als tausend Energieerzeugungs- und Industrieanlagen sind an dem System beteiligt. Noch ist nicht klar, wann und in welcher Form der Inselstaat den EU-Emissionshandel verlassen wird.
Großbritannien könnte theoretisch auch ohne EU-Mitgliedschaft – wie etwa Island, Liechtenstein und Norwegen – Teil des Systems bleiben, sagt Angela Köppl, Klimaexpertin am Wirtschaftsforschungsinstitut. Eine weitere Möglichkeit wäre ein eigenes System, das an jenes der Union gekoppelt ist und in dem Zertifikate gegenseitig anerkannt und auf einem gemeinsamen Markt gehandelt werden.
Sollte Großbritannien das System verlassen, spielt auch der Zeitpunkt eine wesentliche Rolle: Würde der Inselstaat, wie von Energieministerin Claire Perry angekündigt, 2020 aussteigen, wäre das noch vor Beginn der nächsten Handelsperiode, mit der bisher gültige Zertifikate verfallen. Ein früherer Ausstieg könnte – zumindest kurzfristig – dazu führen, dass der Markt mit einem Zusatzangebot an Zertifikaten britischer Firmen überschwemmt wird. Ein solches Überangebot würde in der nächsten Periode jedoch abgemildert werden, da die EU überschüssige Zertifikate sukzessive vom Markt nehmen will.
Jedenfalls schlechte Nachrichten für die EU: Großbritannien hat seine Emissionen im EU-Vergleich in der Vergangenheit überdurchschnittlich reduziert, was sich auch positiv auf die Gesamtreduktionsziele der Union ausgewirkt hat. Ökonomen der London School of Economics haben berechnet, dass die EU ihre Reduktionsbemühungen nach dem Brexit um 4,5 Prozent anheben müsste, um die 2030-Klimaziele zu erreichen. „Die Europäische Kommission wird diese zusätzlichen Reduktionen unter den bleibenden 27 Mitgliedsstaaten aufteilen müssen“, heißt es in der Analyse der britischen Universität. Die übrigen Staaten müssen sich also mehr anstrengen, um die Klimaziele zu erreichen.