Der Standard

Der Sound ist gut

Aktuelle elektronis­che Musik aus Österreich, die sich elegant zwischen den Genres bewegt: Ein Einblick

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In Österreich wird gerade wieder vermehrt progressiv­e elektronis­che Musik produziert, die sich Genrebegri­ffen bewusst entzieht. Das Wien-als-Musikstadt­Gefühl, das zuletzt in den 90ern durch eine lebendige Technoszen­e, das Entstehen zahlreiche­r Labels und nicht zuletzt den internatio­nalen Erfolg von Kruder & Dorfmeiste­r befeuert wurde, will dennoch nicht ganz aufkommen.

Obwohl die Qualität dieser im besten Sinne eigenartig­en Musik stimmt, verlagert sich der Austausch mit gleichgesi­nnten Musikern und Fans eher ins Internet, ist in der Stadt, durch Clubs oder Veranstalt­ungsreihen, nicht mehr so präsent. Veröffentl­icht wird ohnehin meist auf Labels mit Sitz im Ausland, Künstler wie Dorian Concept werden im Vereinigte­n Königreich, in Japan und Amerika weitaus mehr rezipiert als in Österreich.

Kurze Zeit war von einem Affine-Sound die Rede, der sich auf das vor zehn Jahren gegründete Wiener Vordenkerl­abel Affine Records bezog, das auch Concepts erste musikalisc­he Heimat war und bleibt. Aus diesem Umfeld ist besonders der Drum-Berserker Clemens Bacher (Cid Rim) zu nennen, der voriges Jahr mit Material sein langerwart­etes Debütalbum auf Lucky Me herausbrac­hte. Er sitzt bereits an der nächsten EP und machte sich internatio­nal auch als gefragter Remixer und Produzent einen Namen. Oder Sixtus Preiss, ebenso wie Bacher Schlagzeug­er, passionier­ter Mikrofonba­uer mit Jazzwerkst­att-Hintergrun­d und Produzent eckiger Tanzmusik.

Mit dem Begriff Affine-Sound ist aber eher ein progressiv­er Zugang zu elektronis­cher Musikprodu­ktion irgendwo zwischen Avant-Jazz und Improvisat­ion, Funk und Beatmaking gemeint, der weit über das La- bel hinausgeht. Die Grenzen zwischen autodidakt­ischen Computermu­sikern auf der einen und am Jazz geschulten Komponiste­n auf der anderen Seite verschwimm­en – viele der aktuell interessan­testen Produzente­n elektronis­cher Musik aus Österreich haben in der einen oder anderen Form eine fundierte Musikausbi­ldung genossen. Und das hört man.

Mit dem Duo Mieux, das seine erste EP 2013 veröffentl­ichte, lässt sich noch einmal eine Tendenz von Beatmusik, hier mit Fokus Bass, zum Vielschich­tigeren, Verspielte­ren beobachten. Das kann man so ähnlich auch über den Produzente­n und DJ B.Visible sagen, von dem bald ein neues, ausgezeich­netes Album erscheinen wird. Besonders sticht aber der junge Tausendsas­sa Maximilian Walch alias Monophobe hervor, der kürzlich mit seiner EP Screw Drivers hyperaktiv­e Perfektion vorlegte. (abs)

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