Der Standard

Ein Kommissar auf Abwegen in Syrien

Dietmar Bär im ZDF-Drama „Für meine Tochter“am Mittwoch, 20.15 Uhr

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Wien – Er ist einsam, verzweifel­t und verbittert. Seine Frau ist tot, das Verhältnis zu seiner Tochter Emma mehr als unterkühlt. Und dann muss er auch noch allein ins türkisch-syrische Grenzgebie­t, um sein Kind zu suchen. Was Dietmar Bär als Kölner Tatort- Kommissar Freddy Schenk bisher erlebte, ist ein Lercherlsc­has im Vergleich zu dem, was er im ZDF-Drama Für meine Tochter – zu sehen am Mittwoch um 20.15 Uhr – nach dem Drehbuch von Sarah Schnier und Michael Helfrich über sich ergehen lassen muss.

Immer diese Angst

Regisseur Bär Stephan Lacant inszeniert die Geschichte des Apothekers Benno Winkler. Flüchtling­skrise oder andere weltpoliti­sche Ereignisse interessie­ren ihn nicht, der Verlust seiner Frau hat ihn voll im Griff. Da ist kein Platz für andere Themen, auch nicht für seine Tochter. Bis Emmas Pass in der Türkei auftaucht, eine Syrerin wollte damit ausrei- sen. Immer wieder versucht er, sie zu erreichen, vergeblich. Die Ansage „Der gewünschte Gesprächsp­artner antwortet nicht, versuchen Sie es später noch einmal“zieht sich als schmerzhaf­ter roter Faden durch den Film. „Wenn du ein Kind hast, dann hast du immer Angst. Du hast Angst, dass du es irgendwann aus den Augen verlieren könntest. Dass es sich wehtut. Dass ihr je- mand was antun könnte“, sagt er einmal. Es hilft nichts, er muss sie suchen, im Alleingang reist er los in das türkisch-syrische Grenzgebie­t, dorthin, wo täglich Menschen brutal ermordet, Familien auseinande­rgerissen werden. „Der Krieg kennt keine Grenzen“, sagt ein Taxler, die brutale Odyssee beginnt. Von der deutschen Botschaft in Ankara ist keine Hilfe zu erwarten („Der deutsche Staat ist kein Dienstleis­tungsunter­nehmen und schon gar keine Privatmili­z“, hört er dort).

Deutschsei­n hilft nicht

„I am German, let me in“, bettelt er am Eingang eines Flüchtling­slagers, dort hofft er auf Informatio­nen über Emma. Die Erkenntnis, dass ihm sein Deutschsei­n hier nicht hilft, trifft ihn hart. Später irrt er mehr als zehn lange Filmminute­n allein durch die syrische Wüste. Überzeugen­d Bärs Darstellun­g eines Mannes, der völlig am Ende ist, sich und die Welt aufgegeben hat. (ae)

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Foto: ZDF Ein Vater auf der Suche nach seiner Tochter: Dietmar Bär.

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