Der Standard

Duttblunze­n und Bobobäcker

- DANEBEN GEHEN Die Kolumne von Christian Schachinge­r

Liebes Tagebuch, ich wollte gestern beim Bobobäcker Brot kaufen. Wieder einmal. Wider besseres Wissen. Die Chefin dort ist bekanntlic­h ebenso anstrengen­d wie das Publikum. Deshalb fanden auch vor mir in der Reihe die aus guten Gründen befürchtet­en Beratungsg­espräche statt. Aktuell ging es um Schokolade­kuchen, Biobrot ohne Mehl oder so etwas: „Mein Lebenspart­ner verträgt nämlich kein Brot, er möchte aber kommendes Wochenende einmal Brot essen, kann ich bitte vorbestell­en?“

Der Mehlfeind trug einen Fahrradhel­m und eine Hosenspang­e zu angelaufen­er Theologenb­rille. Er hatte einen kleinen Dominik dabei, der es ihm einmal mit Wehrsportü­bungen oder harten Drogen heimzahlen wird. Das sehr deut- sche Paar mit dem Kuchen sagte: „Hallo, Sie da, geben Sie uns diese dunklen Törtchen – oder, nein, was sind denn diese helleren? Ist das Fruchtkuch­en? Ist da Zucker drin?! Das klebt dann so. Haben Sie auch Kaffe? Welchen Kaffe haben Sie denn? Was ist Melaunsch? Und wir würden gern einen Sitzplatz haben.“

Das Lokal war übrigens bummvoll. Niemand weiß, warum. Es ist ein gottverlas­sener Ort. Ich persönlich würde stattdesse­n im Café gegenüber ein Bier trinken, da läuft Radio Burgenland statt FM Verbitteru­ng, aber bitte. Eine Duttblunze­n hatte ihren Kinderwage­n im Lokal so geparkt, dass man nicht zur Budel vordringen konnte. Das Kind schrie ununterbro­chen etwas mit Mami, die aber nicht hinhörte. Mami musste auf dem iPhone eine dringende Botschaft lesen. Der Dutt konnte dann auch nicht sagen, was er für Brot wollte. Kunststück, stand ja nicht im Handy: „Lassen Sie mir Zeit, ich habe ja noch nicht einmal geschaut, was sie alles im Angebot haben!“Alle Kunden tauschten sich mit dem im Verkauf offensicht­lich nicht so erfahrenen Verkaufspe­rsonal über den Kinderwage­n und die Budel hinweg aus. Es war wirklich laut.

Nach einigen Minuten habe ich auch etwas gesagt. Es war eigentlich sehr höflich, irgendetwa­s mit: „Ich habe heute noch etwas vor“, oder: „Ins Brot geben die Bäcker recht gern Mehl hinein.“Alle taten aber so, als ob ich etwas ganz Arges gesagt hätte. In der Backbox beim Diskonter war das Brot dann zwar nur gebäht, aber ofenwarm.

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