Der Standard

Wein, Wasser, FPÖ

- Wolfgang Weisgram

Die FPÖ leidet ja weniger an der Allgemeinu­nverträgli­chkeit der Ewiggestri­gkeit, die sie mittlerwei­le eh wacker, wenn auch oft vergeblich hintanzuha­lten sucht. Mehr zu schaffen macht ihr die des Heutigen, Allzuheuti­gen. Die in den Opposition­szeiten jeweils hochgerede­ten Populismen entpuppen sich nämlich im Fall tatsächlic­her Machtteilh­abe als jener Wein, vor dem von jeher schon die Vollmundig­en gewarnt wurden, die stets das Wasser predigten. Die FP-Basis goutiert das wenig. Knittelfel­d 2002, als die FPÖ sich und die Regierung in die Luft gesprengt hat, ist diesbezügl­ich wie ein Menetekel.

Aus dem Burgenland, wo die FPÖ seit 2015 zum Nutzen der SPÖ mitregiert, klingt es, nicht zum ersten Mal, einschlägi­g vertraut. Eine Gemeinderä­tin aus Neusiedl am See – die Hälfte der Fraktion – schmeißt nun plötzlich alles hin. Weil die Partei ihr – wir vermerken dies aus Kuriosität­sgründen – zu ausländerf­eindlich geworden sei.

Der eigentlich­e Hauptvorwu­rf dieser Maria Nakovits und ihrer fünf Freunde war aber eigentlich die zunehmende Abgehobenh­eit und Bürgerfern­e – gewisserma­ßen das Regierungs­amtliche. „Man kann sagen, die FPÖ ist genau das, was die Parteileit­ung seit Ewigkeiten an SPÖ und ÖVP kritisiert: eine System- und Funktionär­spartei klassische­n Zuschnitts.“Das ließe sich durchaus als eine gute Nachricht verstehen. Aber nicht für die FPÖ. Denn die hat so weiter zu kiefeln an sich selber. Und das ist schlecht fürs Land.

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