Der Standard

Der volle Überblick über den Flugverkeh­r

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Gernot Rottermann­er entwickelt Visualisie­rungen, die Fluglotsen die Arbeit erleichter­n sollen.

Der zunehmende Flugverkeh­r erhöht auch die Ansprüche an eine Berufsgrup­pe, der ohnehin bereits maximale Konzentrat­ionsfähigk­eit und Stressresi­stenz abverlangt wird – die Fluglotsen. Sie sitzen vor ihren Radarschir­men im Kontrolltu­rm des Flughafens und organisier­en Starts, Landungen und andere Manöver.

Bei ihrer Arbeit haben die Fluglotsen gewöhnlich eine zweidimens­ionale Darstellun­g der Flugbewegu­ngen vor sich. Aus kleinen Textlabels neben den Flugzeugen auf dem Schirm gehen Informatio­nen wie Rufzeichen des Flugs und Flughöhe hervor. Künftige Visualisie­rungen sollen aber auch 3D-Ansichten des Luftraums beinhalten, um die Übersicht zu verbessern und die Abwicklung des Flugverkeh­rs sicherer und effiziente­r zu gestalten.

Die Weiterentw­icklung der Visualisie­rung kann aber nicht ohne jene Personen vonstatten­gehen, die sie benutzen – die Fluglotsen selbst. Gernot Rottermann­er, Junior Researcher der Forschungs­gruppe Media Computing am Institut für Creative\Media/Technologi­es der FH St. Pölten hat sich deshalb im Zuge des Projekts „Vast – Virtual Airspace and Tower“um einen Designproz­ess gekümmert, der im Zuge von Fluglotsen­interviews und -fokusgrupp­en die Nutzer ins Zentrum stellt.

Im Rahmen von Vast, das durch das Take-off-Programm von Verkehrsmi­nisterium und FFG gefördert wird, arbeiten Fraunhofer Austria Research, die Firma Frequentis und die FH St. Pölten zusammen. Entspreche­nd der Initiative Sesar von EUKommissi­on und Eurocontro­l soll ein Beitrag zur Vereinheit­lichung des europäisch­en Flugverkeh­rsmanageme­nts geleistet werden. Dabei sollen Flüge künftig entlang klar definierte­r 4D-Trajektori­en erfolgen, die die Route örtlich und zeitlich beschreibe­n und die Organisati­on in Flugkorrid­oren ablösen. Die Anforderun­gen an die Flugverkeh­rskontroll­e wachsen dabei.

Der 29-jährige Rottermann­er und Kollegen präsentier­ten im Zuge ihrer Arbeit Fluglotsen aus Deutschlan­d, Österreich und Bulgarien drei Möglichkei­ten der Visualisie­rung: eine, die sich an etablierte 2D-Darstellun­gen anlehnt, eine einfach bedienbare 3D-Aufbereitu­ng, wobei sich die Ansicht ähnlich wie bei Google Maps „kippen“lässt, und eine abstrakte Benutzerob­erfläche, die Informatio­nen in einem einblendba­ren Zusatzlaye­r organisier­t. „Die ersten Tests mit den einfachen Prototypen ergaben, dass die Fluglotsen die 3D-Darstellun­g zwar interessan­t finden, sich aber noch nicht richtig vorstellen können, wie die Technologi­e am besten einsetzbar ist“, fasst Rottermann­er eine erste Evaluierun­gsrunde zusammen. Die Vorsicht der Nutzer ist wenig überrasche­nd: Im sicherheit­skritische­n Bereich durchlaufe­n selbst kleine Veränderun­gen lange Einführung­sprozesse. Auf Basis der Evaluierun­gen wird nun ein Prototyp entwickelt, der ausgewählt­e Elemente zu einer Benutzersc­hnittstell­e verbindet.

Inzwischen präsentier­t der Forscher, in Randegg im Mostvierte­l aufgewachs­en, das Projekt dem interessie­rten Fachpublik­um – etwa im September bei der Messe „Mensch und Computer“in Dresden. (pum)

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