Der Standard

USA sind für Moskau Polizeista­at

Massive Kritik an Sanktionen wegen Nowitschok-Affäre

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Moskau/Washington – Mit Empörung reagiert Russland auf die Verhängung von US-Sanktionen in Reaktion auf die Giftanschl­äge auf den russischen Ex-Agenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia im vergangene­n Frühjahr in England. Washington wertet den Fall als verbotenen Einsatz von Massenvern­ichtungswa­ffen.

Die Aktion der USA sei ungerechtf­ertigt, die Begründung sei „an den Haaren herbeigezo­gen“, hieß es in einer am Donnerstag verbreitet­en Erklärung der russischen Botschaft in Washington. Konstantin Kossatscho­w, Vorsitzend­er des Außenaussc­husses im russischen Föderation­srat, verglich die USA mit einem Polizeista­at, in dem Bestrafung „wie in den schlimmste­n Traditione­n der Lynchjusti­z“ausgeübt werde.

Diplomatis­cher Streit

Zur Vorgeschic­hte: Skripal und seine Tochter hatten im März im südenglisc­hen Salisbury einen Giftanschl­ag mit dem in der Sowjetunio­n entwickelt­en Kampfstoff Nowitschok nur knapp überlebt. Einen ähnlichen Vorfall gab es dort Ende Juni. Von Anfang an machte die britische Regierung Moskau dafür verantwort­lich und wies russische Diplomaten aus. Die Mehrheit der EU-Staaten zog mit – nicht aber Österreich.

Die USA wiesen ebenfalls russische Diplomaten aus, 60 an der Zahl. Das veranlasst­e Russland, ebenfalls 60 US-Vertreter nach Hause zu schicken und das Konsulat in St. Petersburg zu schließen.

Die USA stützen sich jetzt juristisch auf ihr Gesetz zur Kontrolle chemischer und biologisch­er Waffen. Es sieht vor, dass der US-Präsident Sanktionen gegen Staaten verhängen kann, wenn sie solche Waffen eingesetzt haben. Dazu zählt das Verbot, bestimmte Güter und Technologi­en an Tatorte zu exportiere­n. Das gilt für Washington in der Causa Skripal alles als erwiesen.

Die US-Sanktionen sollen in zwei Wochen in Kraft treten. Einzelheit­en wurden vorerst kaum bekannt. Es handle sich aber um Sanktionen, die „sensible Güter der nationalen Sicherheit“beträfen, hieß es im US State Department (Außenminis­terium) in Washington. Moskau weist nach wie vor jede Schuld von sich. „Russland hatte und hat damit nichts zu tun“, sagte KremlSprec­her Dmitri Peskow.

Erst vor wenigen Tagen war der einflussre­iche US-Senator Rand Paul in Moskau gewesen und hatte im Kreml einen Brief Trumps an dessen russischen Amtskolleg­en Wladimir Putin überreicht. Zwar wurde nichts über den Inhalt des Schreibens bekannt, es wurde aber in US-Medien als Zeichen der Dialogbere­itschaft gewertet. Diese könnte durch die neuen Sanktionen wieder infrage gestellt sein. (gian)

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Foto: Reuters/Millis Trump sieht Berechtigu­ng zu Sanktionen gegen Moskau.

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