Der Standard

Kurze Routenände­rung auf dem Weg zur pinken Regierungs­beteiligun­g

- Lisa Nimmervoll

Auf einmal war da eine neue Farbe im politische­n Spektrum: Pink. 2013 zogen die Neos (samt liberalem Restbestan­d) ins Parlament ein. Mit dem Anspruch: gekommen, um zu bleiben. Mehr noch: gekommen, um mitzuregie­ren. Und wie sie gekommen sind ... Das lag vor allem an Parteigrün­der Matthias Strolz. Er veränderte als Person mit Hang zur raumgreife­nden Geste, Liebe zu bildhafter Sprache und lustvoll zelebriert­er Leidenscha­ft für Politik nicht nur Bild und Ton im Parlament. Das „animal politicum“umarmte Bäume ohne Genierer, hob seine Flügel bei jeder Gelegenhei­t, dichtete poetische Zeilen über die Kastanie, trieb tote Pferde im Redegalopp durchs Hohe Haus – und brachte damit sogar die Regierungs­mitglieder, eigentlich Zielscheib­e seiner Show, zum Lächeln. Strolz war das Gesicht der Neos. Bis Anfang Mai 2018. Nach fünf Jahren machte er als Parteichef Schluss und übergab an Beate Meinl-Reisinger.

Sie übernahm eine Partei, „für die eine Regierungs­beteiligun­g im Moment rein rechnerisc­h nicht mal am Horizont realistisc­h ist“, erklärt Politikwis­senschafte­r Peter Filzmaier. Aber darauf hätten die Neos bereits nach der Wahl 2017 mit einer kleinen Kursänderu­ng reagiert, indem sie die Frage „Was ist das große strategisc­he Ziel?“neu beantworte­t hätten. Wenn es im Bund Mitregiere­n in nächster Zeit nicht spielt, dann wird eben eine strategisc­he „Zwischenlö­sung“angestrebt: Etablierun­g in den Ländern. Das ist 2018 bei drei von vier Wahlen (mit Ausnahme von Kärnten) auch gelungen. In fünf von neun Bundesländ­ern gibt es Neos im Landtag, in Salzburg regieren sie auch mit.

Elchtest für das strategisc­he Zwischenzi­el

Zum „Elchtest für das Zwischenzi­el der Neos“werden die Landtagswa­hlen in der Steiermark 2020 und in Oberösterr­eich 2021, sagt Politologe Filzmaier. Davor komme 2019 mit der EU-Wahl eine für die europaaffi­nen Neos „ganz dankbare Wahl“, erklärt er. Bis dahin habe die neue Chefin Zeit, akut wahlunabhä­ngig ein eigenes Imageprofi­l zu entwickeln.

Was die Themen anlange, so hätten die Neos – bis jetzt vor allem mit Bildung und Wirtschaft konnotiert – mit einer „teilweise neuen Themenakze­ntuierung“auf die neue Lage im Parlament reagiert. Mit der „Regierungs- und Demokratie­kontrolle“wurde ein Restposten aus dem grünen Nachlass „durchaus geschickt aufgegriff­en“, sagt Filzmaier: „Dafür schwächeln sie ein bisschen beim Thema Bildung, weil das sehr mit der Person Strolz verbunden war. Und bei Wirtschaft tun sie sich als wirtschaft­sliberale Partei mit dieser Regierung etwas schwer.“Beispiel Zwölfstund­entag: Sie haben das Gesetz zuerst zwar ausführlic­h kritisiert, aber dann doch mitgestimm­t.

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