Der Standard

Noch alles beim Alten in der SPÖ – aber nur bis zur Wahl in Wien

- Katharina Mittelstae­dt

Die SPÖ ist ein Riese mit tönernen Beinen. Im Westen konnten die Sozialdemo­kraten nie wirklich Fuß fassen. Salzburg war nach dem Finanzskan­dal wieder verloren. Die Steiermark wurde quasi freiwillig an die ÖVP zurückgege­ben. In Oberösterr­eich hat die SPÖ seit 2013 fast 20 Prozentpun­kte eingebüßt. Niederöste­rreich war und ist schwarz. Bleiben Kärnten und das Burgenland: Die beiden Bundesländ­er sind zwar rot, aber auch klein. Auf der politische­n Landkarte sieht es derzeit nicht gut aus für die SPÖ – wäre da nicht das rote Machtzentr­um: Wien.

Und in der Hauptstadt ging der Wechsel von Altbürgerm­eister Michael Häupl zu Neo-Wien-Chef Michael Ludwig wesentlich reibungslo­ser vonstatten, als viele erwartet hatten. Alles in allem laufe es deshalb für die SPÖ derzeit weder besonders gut noch schlecht, sagt der Salzburger Politologe Reinhard Heinisch: „Unterm Strich hat sich seit der Wahl wenig verändert.“Auch in Umfragen halten die Sozialdemo­kraten in etwa den Wert von Oktober 2017.

Doskozil gegen „grün-linke Fundi-Politik“

Parteichef Christian Kern gilt trotz häufig ventiliert­er Ablösegerü­chte als gesetzter Bundesobma­nn. Er ist im Volk beliebter als seine Partei – die SPÖ profitiert also von ihm. Als Personalre­serve scharrt allerdings der Ex-Minister und burgenländ­ische Landesrat Hans Peter Doskozil in den Startlöche­rn. Nachdem Kern der Partei ein neues Programm verpasst hat, richtete Doskozil ihm via Kronen Zeitung aus, dass eine „grün-linke Fundi-Politik“in der SPÖ nichts verloren habe. Das Thema Migration komme ihm unter Kern zu kurz. Heinisch resümiert: „Das größte Problem der SPÖ ist ihre bis heute gespaltene Position in dieser Frage.“

Punkten kann die SPÖ in der Opposition, wenn sie sich – gemeinsam mit der Gewerkscha­ft – gegen sozialrech­tliche Verschärfu­ngen der Regierung stemmt: Bei ihrem Protest gegen den Zwölfstund­entag hätten die Sozialdemo­kraten eine hohe Glaubwürdi­gkeit, erklärt Heinisch. Auch als Unterstütz­erin des Nichtrauch­ervolksbeg­ehrens habe die SPÖ Wählerguns­t gewonnen. Eigene Themen setzen die Roten zwar nicht, in der Opposition sei das aber auch nicht so einfach.

Kern steht, seit die SPÖ nicht mehr in der Regierung sitzt, jedenfalls noch mehr im alleinigen Fokus: „Als Ex-Manager lässt er sich besser als Kanzler vermarkten denn als Opposition­sführer“, sagt Heinisch. Kern müsse ausloten, wo er zwischen „staatstrag­ender Attitüde“und „polterndem Auftreten“seinen Mittelweg finde. Grundsätzl­ich sei ein Spitzenkan­didat mit Regierungs­erfahrung bei Wahlen von Vorteil. Zuerst – wohl 2019 – wird aber in Wien gewählt. Da wird sich zeigen, wie standfest die SPÖ heute wirklich ist.

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